Studie aus Texas

Was Ohrenschmalz über das Leben eines Wales verrät

Wissenschaft
16.09.2013 16:12
Ohrenschmalz von Walen kann Auskunft geben über das Liebesleben und die Schadstoffbelastung der Meeressäuger. Das hat ein Forscherteam um Sascha Usenko von der Baylor-Universität in Waco im US-Bundesstaat Texas bei der Untersuchung eines Blauwals herausgefunden. Ziel der Studie war es, ein chemisches Profil des Meeresgiganten zu erstellen.

Für ihre Untersuchung entfernten die Forscher den 25 Zentimeter langen Schmalzpfropfen aus dem Gehörgang eines toten Blauwals. Wie bei den Lebensringen eines Baumes besteht auch so ein Pfropfen aus mehreren Schichten, die die Wissenschaftler auseinandernahmen und genau analysierten. Sie suchten unter anderem nach dem Stresshormon Cortisol und dem Sexualhormon Testosteron, aber auch nach Pestiziden.

Ihre Untersuchung ergab, dass der Blauwal etwa zwölf Jahre alt war, als er bei einer Schiffskollision starb. Der hohen Konzentration an Cortisol und Testosteron in den entsprechenden Schichten nach zu urteilen, wurde er mit etwa zehn Jahren geschlechtsreif. Andere Stoffe zeigen, dass er vor allem während des ersten Lebensjahres - als er noch gestillt wurde - Pestiziden ausgesetzt war. Die Forscher vermuten, dass die Schadstoffe durch die Mutter übertragen wurden.

"Zeigt lebenslanges, chemisches Profil"
Ziel der Studie war es, genauere Informationen über Stress- und Umwelteinflüsse sowie generell über die Entwicklung von Walen zu erhalten. "Der Ohrenschmalzpfropfen ermöglicht eine umfassendere Untersuchung, um das lebenslange chemische Profil nachzuzeichnen", schreiben die Autoren.

Außerdem könne die Ohrenschmalz-Analyse Hinweise darauf geben, wie sehr der Mensch das Meer und die Wale beeinflusse. Die Forscher haben ihre Ergebnisse im Fachjournal "Proceedings" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS") veröffentlicht.

Meeresriesen ohne Ohrmuscheln
Wale haben keine Ohrmuscheln. Ihre Ohren sind von außen nur als kleines Loch erkennbar. Zwischen dieser Öffnung und dem inneren Hörorgan liegt der Gehörgang mit dem Ohrenschmalzpfropfen.

Der Blauwal gilt als das schwerste Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat. Die größten Exemplare messen über 30 Meter und wiegen mehr als 150 Tonnen - das sind über 40 Elefanten. Ihr Leben lang ziehen die bedrohten stahlblauen bis blaugrauen Riesen auf der Suche nach Futter umher. Das Herz eines Blauwals hat die Größe eines Autos und sein Magen fasst etwa zwei Tonnen Krill.

Massiv bedroht
Nach Angaben der Umweltorganisation WWF führte die massive Jagd auf Blauwale zu einem drastischen Rückgang der Bestände. Erst durch das 1967 von der Internationalen Walfangkommission IWC erlassene Jagdverbot werden diese Tiere geschützt. Sie sind laut WWF heute unter anderem durch die Meeresverschmutzung, den Schiffsverkehr und den Klimawandel bedroht.

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