Nach 22 Jahren

Frau darf US-Todeszelle auf Kaution verlassen

Ausland
06.09.2013 17:56
Fast ein Vierteljahrhundert saß Debra Milke in der Wüste des US-Bundesstaates Arizona hinter Gittern - und wartete auf ihre Hinrichtung. Die gebürtige Berlinerin war zum Tode verurteilt worden, weil sie zwei Männer angestiftet haben soll, ihren vierjährigen Sohn zu ermorden. Die Vorbereitung auf ihre Exekution samt Probelauf hatte sie schon hinter sich, ihre Henkersmahlzeit war bereits ausgesucht. Doch alles kam anders. Die 49-Jährige ist frei, wenn auch nur auf Kaution.

In der Nacht auf Freitag entschied Richterin Rosa Mroz im Bezirk Maricopa County, dass die Beweise gegen Milke nicht ausreichen. "Die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß genug, dass die Angeklagte die ihr zur Last gelegten Verbrechen begangen hat", lauten die möglicherweise erlösenden Worte für Milke.

Es ist eine spektakuläre Kehrtwende in einem Fall, der besonders in Deutschland große Beachtung erfährt. Hier wurde Milke geboren, am 10. März 1964 als Tochter einer Deutschen und eines amerikanischen Luftwaffensoldaten in Berlin.

Männer für Hinrichtung des Kindes bezahlt?
Das Drama begann am 2. Dezember 1989 in den USA. Damals setzte Milke ihren Sohn Christopher zu einem Mitbewohner und dessen Freund ins Auto. Sie sollten in ein Einkaufszentrum fahren, um den Weihnachtsmann zu besuchen. Stattdessen streckten die Beiden das Kind an einem trockenen Flusslauf in der Wüste mit drei Schüssen in den Hinterkopf nieder. Dann meldeten sie den Buben als vermisst.

Die beiden Männer bestritten die Tat nicht und wurden dafür zum Tode verurteilt. Einer der Männer erklärte allerdings, dass die Mutter sie angestiftet und ihnen Geld versprochen habe. Christopher habe sie zu sehr an ihren verhassten Ex-Mann erinnert.

Hauptzeuge könnte gelogen haben
Die Richterin zog diesen Hergang nun in Zweifel. Bis zum Beginn eines erneuten Prozesses ist sie frei. Die Kautionsauflagen für Milke sind streng, sie ist nach wie vor eine Verdächtige in dem grausamen Mordfall.

Die Wende brachte, dass der Hauptzeuge in dem Prozess gegen Milke gelogen haben könnte. Ermittler Armando Saldate hatte damals behauptet, Milke habe ihm die Mitschuld gestanden. Sie bestreitet das vehement. Es steht Wort gegen Wort, denn der Ermittler hatte keine Tonbandaufnahme gemacht und keine Notizen. Schlimmer noch: Er wurde danach mehrfach überführt, in anderen Fällen vor Gericht gelogen zu haben.

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