Integrationsbericht

Experten wollen Bildungspflicht statt Schulpflicht

Österreich
05.08.2013 13:22
Am Dienstag wird der neue Integrationsbericht präsentiert. Darin enthalten ist unter anderem der Vorschlag einer "Bildungspflicht" bis maximal 18 Jahre für junge Menschen, die am Ende ihrer Pflichtschulzeit Defizite in den Bereichen Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Die Betreffenden sollen so lange weiter unterrichtet werden, bis sie Mindeststandards erreichen, so die Vorstellungen des Expertenrats, der den Bericht verfasste.

ÖVP-Chef Michael Spindelegger begrüßte die mögliche Bildungspflicht für Jugendliche bis 18 Jahre. Es gehe darum, dass man als Schulabgänger "eine Ausbildung hat, mit der man in der Berufswelt reüssieren kann", sagte Spindelegger am Montag. Er hätte nichts dagegen, eine derartige Maßnahme im nächsten Regierungsprogramm zu verhandeln. Zuständig für das Thema sei Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz, in den er vollstes Vertrauen habe, so Spindelegger.

Nach neun Schuljahren sollen Mindeststandards erreicht sein
Derzeit gilt in Österreich bekanntlich eine neunjährige Schulpflicht. Diese endet durch Zeitablauf und ist nicht an bestimmte Erfolge geknüpft. Das soll sich nun mit den im Integrationsbericht geforderten Mindeststandards ändern. Ähnliches haben bereits Anfang des Jahres die Sozialpartner gefordert - und gleich die Abschaffung des "Poly" dazu.

Als Reaktion darauf kam es dann zum Allparteienbeschluss zur Poly-Reform. So ist etwa vorgesehen, dass die PTS nicht nur ein, sondern auch zwei Jahre dauern kann, um lernschwächeren Schülern die Chance zu einem Abschluss zu geben. Der Unterricht an den PTS soll außerdem stärker modularisiert werden.

Ministerium: Erst Schulversuche abwarten
Im Unterrichtsministerium ist man der Ansicht, dass man nun die Ergebnisse der Versuche abwarten und dann evaluieren soll, ob weitere Maßnahmen nötig seien. Eventuell schaffe man es ohnehin mit dieser Maßnahme, dass alle Jugendlichen Mindeststandards bzw. einen Abschluss schaffen.

Ansonsten müsse man sich darüber Gedanken machen, wo eine Ausbildung wie im Integrationsbericht erwünscht stattfinde und wer sie finanziere, ob sie etwa Teil einer Lehrausbildung sein soll - für die Unternehmen mitzahlen - oder Teil der öffentlichen Schule. Die Debatte darüber solle aber eher nach der Wahl geführt werden, "nicht in der Aufregung eines Wahlkampfs", hieß es weiter.

Opposition geschlossen dagegen

Die Opposition hat für eine Bildungspflicht bis 18 wenig über: Für die Grünen ist der Vorschlag "weltfremd und unausgegoren: Was Hänschen in diesem Schulsystem bis 15 nicht lernt, wird Hans mit 18 Jahren auch nicht können", so Bildungssprecher Harald Walser. Die FPÖ hält die Idee für einen "Sommergag" und fragt sich: "Warum nicht gleich die Schulpflicht bis 28, 48 oder 68 ausdehnen?" Das Team Stronach spricht von einem "pädagogischen Schildbürgerstreich", BZÖ und NEOS wollen die Einführung einer mittleren Reife als Bildungsabschluss.

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