Nach Zugkatastrophe

Kanada: Feuer gelöscht, immer noch 40 Vermisste

Ausland
08.07.2013 09:23
Fast zwei Tage nach der verheerenden Explosion eines entgleisten Tankzugs in Kanada ist der dadurch verursachte Großbrand endlich gelöscht. "Die Feuer sind gelöscht", sagte der örtliche Chef der Feuerwehr, Denis Lauzon, am Sonntagabend vor Journalisten. Bei dem Unglück in der Kleinstadt Lac-Megantic in Quebec waren nach Polizeiangaben mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen, 40 weitere werden immer noch vermisst.

An den Löscharbeiten hatten sich zahlreiche Feuerwehrleute aus der Umgebung sowie aus dem US-Staat Maine beteiligt. Zwei Tankwaggons werden vorsichtshalber weiter mit Wasser besprengt, damit sie abkühlen, führte der Feuerwehrchef aus.

Unglücksort großteils noch nicht zugänglich
Ein Sprecher der Provinzpolizei sagte, ein großer Teil des Unglücksortes sei den Ermittlern immer noch nicht zugänglich, weil die Feuerwehr die Bereiche noch nicht sichern konnte. Ermittler der kanadischen Behörde für Verkehrssicherheit untersuchten am Sonntag die Lokomotive und stellten Daten ihrer Black Box sicher.

Der mit Rohöl beladene Zug war in der Nacht auf Samstag führerlos durch Lac-Megantic gerast und entgleist, woraufhin mehrere Kesselwagen explodierten. Durch das Flammeninferno wurde das Zentrum der 6.000-Einwohner-Stadt völlig zerstört. Etwa 2.000 Einwohner mussten ihre Häuser verlassen, einige von ihnen durften am Sonntag zurückkehren. Das Rote Kreuz richtete Notunterkünfte in mehreren Schulen der Umgebung ein.

Zug rast führerlos 13 Kilometer in Kleinstadt
Den kanadischen Behörden zufolge bestand der Tankzug aus 72 mit je 100 Tonnen Öl beladenen Waggons, von denen später mindestens vier explodierten. Laut dem Bahnunternehmen Montreal Maine & Atlantic hatte der Zug zunächst wegen eines Personalwechsels im 13 Kilometer entfernten Nachbarort Nantes gehalten. Trotz gezogener Bremsen sei er dann plötzlich ohne Lokführer die abschüssigen Gleise hinunter nach Lac-Megantic gerollt, das rund 250 Kilometer östlich der Metropole Montreal liegt. Zeugen berichteten später von mindestens sechs Explosionen und einem riesigen Feuerball über der Ortschaft.

Polizei: "Viel mehr" Opfer, Identifizierung schwierig
Ein Polizeisprecher sagte, bisher seien fünf Leichen entdeckt worden. Da noch 40 Menschen vermisst werden, rechne die Polizei aber mit "viel mehr" Opfern. Ein Feuerwehrmann, der anonym bleiben wollte, hatte zuvor gesagt, zum Unglückszeitpunkt hätten sich allein 50 Menschen in einer Bar in der Nähe der Explosion befunden. Von dem Lokal sei nun "nichts mehr übrig".

Die Identifizierung der Opfer dürfte sich schwierig gestalten, wie eine Vertreterin der Gerichtsmedizin sagte. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Leichen stark verkohlt seien. Angesichts der Schwere des Brandes sei nicht auszuschließen, dass manche Leichen gar nicht identifiziert werden könnten.

Premierminister: "Wie ein Kriegsgebiet"
Der kanadische Premierminister Stephen Harper besuchte am Sonntag das zerstörte Stadtzentrum von Lac-Megantic. "Das ist wie ein Kriegsgebiet", sagte er. Das Ausmaß der Zerstörung sei "unglaublich, schwer vorstellbar".

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