Fünf Monate, nachdem Santos seinen Titel im vergangenen November ebenfalls in Schwechat mit einem nicht unumstrittenen Remis noch erfolgreich verteidigt hatte, präsentierte sich auch diesmal der um acht Jahre jüngere Österreicher am Beginn als aktiverer und stärkerer Boxer. Nachdem Nader seinen Gegner in der siebenten Runde mit einem wilden Schlaghagel eingedeckt hatte, schien alles klar für den Österreicher. Doch der routinierte Spanier konterte prompt und sorgte dafür, dass der Kampf bis zum Ende spannend blieb.
Denn spätestens ab der achte Runde wurde der Fight zu einem Kampf auf Biegen und Brechen. Nader vernachlässigte seine Deckung teilweise sträflich, versuchte es fast nur noch mit der Brechstange und wurde vom Spanier, der nach eigenen Angaben auf ein K.o. aus war, prompt mehrmals wirkungsvoll getroffen.
Wertungsrichter waren sich einig
Obwohl bis zum Schluss K.-o.-Gefahr herrschte, boxte Nader im Gegensatz zur Auflage im November diesmal vor Augen von u.a. "Dancing Star" Biko Botowamungu seine Führung aber doch nach Hause. Alle drei Wertungsrichter sahen den Herausforderer als Sieger. Der ungarische und italienische voteten 116:112, der Schweizer 115:113 für den nun in 18 Profikämpfen ungeschlagenen Österreicher, der sich damit den Gürtel für den von der Europäischen Box-Union (EBU) vergebenen EU-Titel holte.
Trainer Ramin: "Das war bemerkenswert"
"Ich bin überwältigt. Ich habe diesen Kampf knapper gefunden als den letzten. Mein Glück war, dass ich in den ersten Runden nicht überpaced und gut gepunktet habe. Jetzt gibt's erst einmal eine Pause, dann sehen wir weiter", sagte Nader nach dem Kampf. Sein Trainer Otto Ramin meinte: "Wie er sich durchgebissen hat, das war bemerkenswert. Der Leberhaken in der letzten Runde hat Marcos zu schaffen gemacht, da war die Luft mal weg."
Santos fand die Wertung ungerecht. "Ich fühle mich nicht als Verlierer", erklärte der Spanier. "Ich habe den Eindruck, öfter getroffen zu haben als beim letzten Mal."
An einem Abend, an dem drei von sieben Kämpfen vorzeitig endeten, gab es im einzigen Frauen-Kampf einen Sieg für die Deutsche Nicole Wesner. Die 35-jährige Wahlösterreicherin setzte sich im Schwechater Multiversum gegen die Ungarin Zsofia Bedo einstimmig nach Punkten durch und gewann damit auch ihren dritten Profikampf.
Die mit österreichischer Lizenz kämpfende und in Wien lebende Akademikerin war in einem Leichtgewichts-Kampf über vier Runden gegen die zehn Jahre jüngere, an Kämpfen aber deutlich erfahrenere Gegnerin von Beginn weg überlegen. "Sie war ein paar Mal angeklingelt. Ich habe nachgesetzt und wollte das K.o. ein bissl mit der Brechstange herbeiführen. Das geht natürlich nicht, das muss aus dem Boxen kommen", sagte Wesner nach dem Kampf.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.