Where you Live

Tracy Chapmans neue Reise nach Hause

Where you live - wo du wohnst: Tracy Chapmans neues Werk ist da, Gedanken waren noch nie so frei und Heimweh noch nie so schön. Ihre Songs hört man nicht - man fühlt sie.

Mit dem ersten Song Change stürzt sie dich förmlich in die Platte. Die Strophen fragen direkt und ungeniert, dass du den markanten Gitarrenriff im Refrain, der vollkommen ohne Text auskommt, schon aufatmend zur Denkpause herbeisehnst. Absolut "unplugged" sein: sound- und herzmäßig!

Tracy Chapman ist auf "Where You Live" ein wundervoll gegensätzliches Ensemble an Songs gelungen, dass dir keinen einzigen Gedanken diktiert, oder dich in eine Stimmung zwingt.

Sie selbst sieht die Platte als eine (abwechslungsreiche) Suche nach Wahrheit, Zuhause und Liebe - ein Song beweist das besonders: 3.000 Miles ist Heimweh in seinem huntertprozentigen Reinheitsgrad. Tracy Chapman vergisst selbst in ihrem einzigen deklarierten Lovesong auf dem neuen Album nie die bittersüße Portion Schmerz - 'cause apples are filled with razorblades.

Ihre Studio-Band setzte sie diesmal in recht überschaubarer Zahl zusammen. Den tiefen Tönen verlieh Red-Hot-Chili-Peppers-Bassist Flea - in ungewohnt akzentuierter Manier - tragenden Ausdruck.

Das überraschendste Stück auf "Where You Live" ist unangefochten der siebente Titel America. Er handelt von denen, die seit Jahrhunderten Amerika erobern, Frieden ankündigen und Krieg austragen; Tracy Chapman schafft es mit America tatsächlich, jedes Problem in ihrer Heimat anzuklagen ohne irgend jemandem eindeutig eine Schuld zuzuweisen.

Erdiger Rhythmus und klangkräftige Akkordwechsel verleihen dem Song ein "indianisches" Flair - und wieder darfst du selbst "erfühlen" was dir ein Chapman-Song bedeutet oder was ihn zu einem macht.

Fazit: 10 von 10 Momenten reinster Gedankenfreiheit

Von Christoph Andert