Immobilienboom

Geldfluss auch mal andersrum: “Athen kauft Berlin”

Ausland
17.12.2012 15:42
Wohnungskauf in Berlin kann derzeit ziemlich frustrieren: Seit Beginn der Euro-Krise drängen immer mehr ausländische Investoren auf den Hauptstadtmarkt, viele aus Griechenland sowie dem ebenfalls angeschlagenen Spanien und dem kriselnden Italien. Fast alle zahlen - anders als deutsche Interessenten - in bar. "Athen kauft Berlin", betitelte etwa das ARD-Magazin "Report Mainz" den deutschen Immobilienboom sehr provokant.

Gut ein Drittel der Käufer komme mittlerweile aus dem Ausland, berichtet der Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters Accentro, Jacopo Mingazzini. Tetzlaff-Immobilien hat ebenfalls viele Kunden aus Spanien, zu Engel&Völkers kommen Griechen und Italiener. Auch das Internetportal Immobilienscout24 zählte einen deutlichen Anstieg von Kaufgesuchen aus Griechenland. Die Konkurrenz aus dem Ausland sei gerade in den Szenevierteln Kreuzberg, Mitte oder Prenzlauer Berg stark.

Deutsche Hauptstadt weiterhin sehr günstig
"Berlin ist im europäischen und auch innerdeutschen Vergleich weiterhin sehr günstig", erläutert Mingazzini den Boom. Trotz zuletzt deutlich anziehender Preise finde man hier auch in guten Lagen immer noch Wohnungen zum Quadratmeterpreis von 1.400 bis 1.500 Euro. "Das ist in Metropolen wie Paris, Bologna oder Mailand undenkbar." Investoren könnten zudem wegen der vergleichsweise günstigen Mieten weiterhin mit vernünftigen Renditen rechnen. "Und ein Ende ist nicht abzusehen, denn der Zuzug nach Berlin hält an", betont Mingazzini.

"Wir sind international neben der Schweiz oft der letzte Rettungsanker", begründet Analyst Thomas Beyerle vom Immobilieninvestor IVG das Interesse für Deutschland. Griechen und Spanier wollten ihr Geld in Sicherheit bringen. Neben Berlin boomt auch noch der Immobilienmarkt in Hamburg, München und Frankfurt.

Investoren kaufen "Versprechen von Stabilität"
"Sie kaufen sich das Versprechen von Stabilität und sind dafür oft bereit, höhere Preise zu akzeptieren." Das treibt aber nicht nur für deutsche Immobilienkäufer den Preis kräftig in die Höhe. "Mittelfristig wird es auch den Mieten nicht gut tun", sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund voraus. Vor allem in Berlin ziehen die Mieten bereits kräftig an - für neue Verträge in den vergangenen fünf Jahren um fast ein Fünftel.

Anders als beim letzten Immobilienboom 2004 interessieren sich die Anleger nun weniger für idyllische Häuschen auf dem Land. In der Großstadt seien sich Käufer einfach sicherer, ihre Wohnungen später zu guten Preisen wieder loszuwerden, so Analysten. Im Fall von Berlin komme auch noch das extrem gute Image der Stadt dazu: Die deutsche Hauptstadt ist im Ausland angesagt, die Übernachtungszahlen steigen kontinuierlich.

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