Nach zwei erfolglosen Chemotherapien bei Emily griffen die Mediziner im April zu der neuen Methode, die zuvor erst an wenigen Menschen ausprobiert worden war. Bei der Therapie wird eine deaktivierte Form des HI-Virus verwendet, um die T-Zellen des Mädchens im Labor gentechnisch zu verändern und anschließend wieder in den Körper einzusetzen. Die T-Zellen oder T-Lymphozyten, die im Körper der Immunabwehr dienen, wurden so gestärkt, dass sie in der Lage waren, die aggressive Leukämie zu bekämpfen.
"Damit die T-Zellen den Krebs angreifen, müssen wir ein neues Gen hinzufügen", sagte Stephan Grupp, Experte für pädiatrische Onkologie und behandelnder Arzt. "Dieses Gen ermöglicht es den T-Zellen, ein Protein zu produzieren, das sie dazu bewegt, den Krebs zu bekämpfen. Damit dieses neue Gen in die T-Zellen eindringt, benutzen wir ein auf der Basis von HIV entwickeltes Virus." Dabei würden aber alle Elemente, die eine Krankheit auslösen können, entfernt. "Es ist unmöglich, HIV oder eine andere Infektion zu bekommen", sagte Grupp.
Therapie mit schweren Nebenwirkungen
Allerdings zeigte sich, wie riskant die Behandlung ist: Durch die starke Erhöhung eines Proteins infolge der Einpflanzung der veränderten Zellen wurde Emily schwer krank und musste auf der Intensivstation behandelt werden. Ein Medikament, das die Produktion des Proteins stoppte, half dem Mädchen.
Inzwischen ist Emily den Ärzten zufolge frei von Krebszellen. Bei der wiederholten Untersuchung des Knochenmarks sei "keine Spur der Krankheit" entdeckt worden. Die T-Zellen, die gegen den Krebs kämpfen, seien weiterhin im Körper des Mädchens. Dadurch soll ein Rückfall verhindert werden.
Emily ist wieder zu Hause, kann zur Schule gehen und Fußball spielen. Ein anderes Kind, bei dem die Behandlung ebenfalls angewendet wurde, erlitt dagegen nach Angaben des Krankenhauses einen Rückfall. Emilys Arzt äußerte sich vorsichtig über Emilys Zustand. Zwar hätten auch genaueste Untersuchungen keine Spur von Leukämie mehr gezeigt, sagte Grupp. Aber erst in einigen Jahren könne die Frage gestellt werden, ob das Kind tatsächlich geheilt ist oder nicht.
Neun von zwölf Patienten reagierten positiv
Die beiden Kinder sowie zehn Erwachsene sind die Einzigen, die bisher mit dieser Therapie behandelt wurden. Insgesamt reagierten neun der zwölf Patienten positiv auf die Behandlung. Grupp sagte auf der Website des Krankenhauses, die T-Zellen-Therapie könne in der Krebsmedizin vielleicht die kostspieligere und risikoreiche Knochenmarktransplantation ersetzen.
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