Bangen in Venezuela

Hugo Chavez und der Krebs: “Schlacht ums Leben”

Ausland
11.12.2012 10:04
Um den erneut an Krebs erkrankten Hugo Chavez steht es nicht zum Besten. Die Diagnose ergibt sich aus Indizien und Chavez' eigenen Worten. Zuerst sagte Venezuelas Staatschef die Teilnahme an einem wichtigen Gipfel in Brasilien ab, dann kündigte er am Samstag überraschend eine weitere Operation in Kubas Hauptstadt Havanna an - und brachte schließlich sogar erstmals einen Nachfolger ins Gespräch. Die vom nunmehr 58-Jährigen bereits 2011 verkündete "Schlacht ums Leben" geht also weiter.

Ein Venezuela ohne Chavez? - Das ist ein Gedanke, der für viele Venezolaner schwer vorstellbar und auch schwer zu ertragen ist. Vor zwei Monaten hatte der "Primer Mandatario" die Wahl mit über 55 Prozent gewonnen. Seine neue Amtszeit dauert bis 2019 - wenn die Gesundheit mitspielt.

"Muss mich neuem Eingriff unterziehen"
Noch am 9. Juli hatte sich der heute 58-Jährige enthusiastisch als geheilt erklärt. Er sei "völlig frei" von der Krankheit, betonte Chavez, der drei Monate und viele Wahlkampfveranstaltungen später dann den Wahlsieg, den auch die Opposition rückhaltlos anerkannte, auskostete. Doch Gesundheit kann man nicht mit Wahlstimmen gewinnen - erst am Freitag kam Chavez nach elf Tagen Behandlung aus Kuba mit einer düsteren Nachricht zurück: "Es ist absolut notwendig, dass ich mich einem neuen chirurgischen Eingriff unterziehe, weil neue bösartige Zellen gefunden wurden. Ich muss zurück nach Havanna."

Was die Bürger Venezuelas und viele Beobachter im Ausland aber aufmerken ließ, ist, dass der seit 1999 regierende Chavez erstmals einen möglichen Nachfolger ins Spiel brachte. Sollte bei der Operation irgendetwas schiefgehen, dann solle der erst kürzlich zum Vizepräsidenten ernannte Außenminister Nicolas Maduro verfassungsgemäß die noch bis Ende des Jahres laufende Amtszeit übernehmen, machte Chavez klar, bevor er am Montag nach Havanna abflog. Sollten darüber hinaus gar Neuwahlen fällig werden, mahnte Chavez seine Landsleute schon jetzt, für Maduro zu stimmen. Maduro ist acht Jahre jünger als Chavez und gilt als linientreu und enger Vertrauter des Präsidenten.

"Schlacht ums Leben noch nicht entschieden"
Er war es auch, der Chavez mehrmals auf Kuba besuchte, als dieser 2011 und 2012 zum Teil mehrere Wochen auf der sozialistischen Karibikinsel weilte. Dort hatten die Ärzte im Juni 2011 beim venezolanischen Staatschef Krebs diagnostiziert. Er wurde laut den Medizinern "in der Beckengegend" operiert, ohne dass aber je die genaue Art der Krebserkrankung mitgeteilt wurde. Doch hielten sich stets Gerüchte über Prostatakrebs. Es folgten Chemo- und Strahlentherapien. Chavez ließ sich eine Glatze scheren, um den Behandlungsfolgen zuvorzukommen. Er sprach von einer "Schlacht ums Leben", die aber ganz offensichtlich noch nicht entschieden ist.

Dass er sieben Tage vor der wichtigen Gouverneurswahl am 16. Dezember Venezuela wieder in Richtung Kuba verließ, ist ein weiteres Indiz, dass die Lage ernst ist und die Behandlung keinen Aufschub erlaubt. Bei der Abstimmung tritt auch sein Herausforderer bei der Präsidentschaftswahl, Henrique Capriles Radonski, an, der als Gouverneur im Bundesstaat Miranda wiedergewählt werden will. Capriles ist es auch, der seit Wochen vehement Klarheit über den Gesundheitszustand des Staatschefs einfordert.

"Republik und Revolution sind in guten Händen"
Anders als vor der Präsidentschaftswahl vom 7. Oktober kann Chavez aber nun bei aller Sorge um die bevorstehende Operation gelassener nach Havanna reisen, wo ihm seine Freunde, Revolutionsführer Fidel Castro und Staatschef Raul Castro, jede erdenkliche Hilfe zu kommen lassen. Chavez ist wiedergewählt und stellt selbst die Weichen für den Fall, dass er sein Amt nicht mehr ausüben kann. "Die Republik und die Revolution sind in guten Händen", sagte er vor dem Abflug mit Blick auf seinen Vize Maduro. Einen Termin für seine Rückkehr nannte er nicht.

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