Diarra festgenommen

Putschversuch: Gesamte Regierung Malis tritt zurück

Ausland
11.12.2012 07:08
Wenige Stunden nach seiner gewaltsamen Gefangennahme durch einen Trupp von Soldaten hat der malische Regierungschef Cheick Modibo Diarra (Bild) den Rücktritt der gesamten Regierung bekannt gegeben. "Ich trete mit meiner Regierung zurück", sagte Diarra am Dienstagmorgen in einer kurzen Erklärung im staatlichen Fernsehen, ohne eine Begründung für die Entscheidung anzuführen.

Diarra war in der Nacht zum Dienstag von Soldaten festgenommen worden, die aus der Militär-Garnison Kati zu seiner Wohnung in der Hauptstadt Bamako kamen. Der Regierungschef soll versucht haben, nach Frankreich zu reisen, sagte Militärsprecher Bakary Mariko. Diarras Mitarbeiter teilten mit, er habe sich in Paris lediglich einem Gesundheits-Check unterziehen wollen. Er habe zuvor sogar eine kurze Fernsehansprache aufgenommen. Die Aufnahme sei jedoch vom Militär beschlagnahmt worden.

Die Militärs teilten mit, dass sie im Auftrag von Hauptmann Amadou Haya Sanogo handelten. Sanogo war bereits an einem Putsch im März beteiligt, bei dem der langjährige Präsident Amadou Toumani Toure gestürzt wurde. Offiziell übergab Sanogo zwei Wochen nach dem Putsch vom März die Macht wieder an eine zivile Regierung, faktisch aber behielt er in Bamako erheblichen Einfluss.

Mali als Rückzugsgebiet für Extremisten
Militär und Politiker sind seit dem Putsch gespalten. Die Festnahme Diarras dürfte die Bemühungen erschweren, das westafrikanische Land zu stabilisieren.

Im Norden haben islamistische Rebellen, die Verbindung zur Extremistenorganisation Al-Kaida unterhalten, die Macht an sich gerissen. Das löste Befürchtungen aus, die Region könnte zu einem Rückzugsgebiet für Extremisten werden. Diarra sprach sich wiederholt dafür aus, eine internationale Militärtruppe solle gegen die Islamisten im Norden einschreiten.

Pläne für Militäreinsätze in Mali
Die Europäische Union hatte am Montag offiziell mit der Planung für einen neuen Militäreinsatz in Mali begonnen. Sie will zwischen 200 und 250 Militärausbilder in die Hauptstadt Bamako schicken, sagten Diplomaten. Der Beschluss zur Entsendung der EU-Militärs folgt später.

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS bereitet auf Bitten Malis einen Militäreinsatz mit bis zu 5.000 Soldaten vor, die die Islamisten aus dem Norden Malis vertreiben sollen.

Die Unruhen in Mali haben nach UN-Angaben fast 350.000 Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Etwa 200.000 von ihnen seien innerhalb des Landes vertrieben worden, sagte Flüchtlingskommissar Antonio Guterres am Montag im UN-Sicherheitsrat.

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