Ansturm auf Öffis

Parkpickerl in Wien: 10.000 Strafzettel in nur zehn Tagen

Österreich
11.10.2012 17:02
Seit zwölf Tagen gelten die neuen Zonen, seit zehn Tagen wird (offiziell) gestraft - und das kräftig. 1.000 Strafzettel stellen die Weißkappler täglich aus, 1.800 Stück waren es an Spitzentagen. Die Kritik am "Alleingang Wiens" in Sachen Pickerl-Erweiterung aus den Nachbarbundesländern wird immer lauter - das Verkehrssystem droht zu kippen. "Ziemlich sauer" zeigt sich auch Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou. Dass die Parkzonen-Sheriffs derart gnadenlos strafen, war "sicher nicht von der Stadt Wien bestellt".

36 Euro Bußgeld, da fährt die Eisenbahn drüber. Wer weder Pickerl noch Parkschein hat, zahlt. Das Problem bei der Sache: Verkehrsteilnehmer sind völlig überfordert, was Grenzen und Zonen betrifft. Beispiel: die Karlusgasse an der Grenze von Meidling und Favoriten. Die eine Seite ist gebührenpflichtig, die andere nicht.

"Von Stadt Wien 'Aktion scharf' nicht bestellt"
Von der Unbarmherzigkeit der Parkpickerl-Sheriffs sei ihr jetzt schon von vielen Menschen berichtet worden, sagt Maria Vassilakou im "Krone"-Gespräch. Sie deutet an, dass dies vielleicht nicht ohne Grund so sei: "Wir wissen ja, dass die Aufsichtsorgane seit 1. September der Polizei unterstehen." Und somit der ÖVP-Innenministerin, die - so wie die Wiener VP - vermutlich nicht überaus traurig sein wird, wenn die Härte der Parksheriffs massiv das Image der grünen Politikerin belastet. "Von der Stadt Wien wurde die 'Aktion scharf' jedenfalls nicht bestellt", stellt die Verkehrsstadträtin klar.

Aber was tun? Umsteigen auf Öffis? Ja, das versuchen derzeit jede Menge Menschen, jedoch mit wenig Erfolg. "Pendlerzüge und Öffis haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht", sagt ein Betroffener. Sitzplätze in der Bahn auf der Pottendorfer Linie zum Beispiel haben Seltenheitswert. "Da fehlt ein länderübergreifendes Gesamtkonzept. Wien hat die neue Regelung einfach im Alleingang durchgeboxt, das ist Wahnsinn", meint ein Pendler.

"Es wird sicher bald besser"
Was die Öffis betrifft, ist man bei den Wiener Linien entspannt. Engpässe gebe es keine - obwohl seit Jänner 100.000 Jahreskarten zusätzlich verkauft wurden. "Wir beobachten die Lage laufend und können keinen parkpickerlbedingten Ansturm erkennen", so Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Vassilakou plädiert dennoch für eine "Verdichtung der Intervalle" der Wiener Öffis, vor allem bei der U6, versucht aber gleichzeitig zu beruhigen. "Die Fahrpläne werden adaptiert. Zusätzliche, neue U-Bahn-Züge wurden bestellt. Es wird sicher bald besser", so die Verkehrsstadträtin.

Politische Eiszeit dürfte allerdings zurzeit im Rathaus herrschen. Vassilakou will das Pickerl auf weitere Gebiete ausdehnen - zumindest auf Währing und Döbling. Dem erteilt Bürgermeister Michael Häupl jedoch eine klare Absage.

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