Angriff auf Konsulat

USA stehen vor Vergeltungsschlag in Libyen

Ausland
03.10.2012 12:25
Nach dem blutigen Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi fassen US-Militärs laut "New York Times" einen Vergeltungsschlag ins Auge. Spezialeinheiten sammeln demnach Informationen für einen möglichen Angriff auf die Täter des Anschlags, bei dem am 11. September vier amerikanische Diplomaten, darunter US-Botschafter Chris Stevens, getötet wurden. Neben gezielten Luftschlägen reichen die Überlegungen bis hin zu Spezialoperationen wie bei der Beseitigung Osama bin Ladens.

Offensichtlich als Reaktion auf die ineffektiven Ermittlungen der libyschen Behörden nach der Attacke auf die US-Vertretung in Bengasi erwägen die USA, die Suche nach den Drahtziehern des Terroranschlags selbst in die Hand zu nehmen. Dass es sich beim Anschlag um eine gezielte Operation gehandelt hatte, wurde vor Kurzem von den US-Geheimdiensten bestätigt.

Luftangriffe oder Bodenoperationen möglich
Da sich die Planungen laut "New York Times" in einem sehr frühen Stadium befinden, gebe es noch keine konkreten Entscheidungen darüber, ob und welche Zielpersonen getötet oder gefangen genommen werden sollen. Möglich wären aber gezielte Luftangriffe auf die Verstecke von Terrorverdächtigen oder Spezialoperationen am Boden, wie sie bei der Beseitigung des Terrorpaten Bin Laden zur Anwendung kamen. Derzeit führen Drohnen der Amerikaner Aufklärungsflüge im Osten Libyens durch, um Informationen zu sammeln und eventuelle Angriffsziele zu präzisieren.

Verbindungen zu Terrororganisationen
Verbindungen der Drahtzieher zu Al-Kaida-Zellen in Nordafrika werden immer deutlicher. Nur wenige Stunden nach den Vorkommnissen in Bengasi wurden Telefongespräche und elektronische Kommunikation zwischen militanten Islamisten in der Nähe des Konsulats und Mitgliedern der Al-Kaida im islamischen Maghreb abgefangen, in denen Lobgesänge auf die Terrororganisation und Informationen über den Anschlag zu hören waren.

Kongressabgeordnete fordern Aufklärung
Neben der militärstrategischen und geheimdienstlichen Aufarbeitung des Anschlags muss sich Präsident Barack Obama inmitten seines Wahlkampfes nun auch im Kongress dem Thema widmen. Die US-Regierung hat laut Kongressabgeordneten vor dem Terrorangriff auf das Konsulat mehrfach Bitten der eingesetzten Diplomaten nach einem besseren Schutz für die Einrichtung abgelehnt. Es habe bereits vor dem 11. September eine Serie von Drohungen gegeben.

"Dennoch wurden der Mission in Libyen diese Ressourcen aus Washington versagt", schrieben die Vorsitzenden des Aufsichtskomitees im Kongress am Dienstag in einem Brief an Außenministerin Hillary Clinton. In der kommenden Woche soll es eine offizielle Anhörung zu dem Thema geben. In einer schriftlichen Stellungnahme zu den Vorwürfen versicherte Clinton, dass die Umstände des Angriffs "vollständig und genau" untersucht würden, damit so etwas in Zukunft verhindert werden könne.

Auch Nord-Mali im Visier
Die diskutierten Vergeltungsschläge in Libyen sind in einem größeren Zusammenhang zu sehen, denn auch Nord-Mali befindet sich seit geraumer Zeit im Visier der Amerikaner. Um einer drohenden Destabilisierung des gesamten Landes und des Maghreb durch islamistische Rebellen entgegenzuwirken, kann sich die Regierung in Washington die Unterstützung eines Militäreinsatzes der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mali vorstellen. Vor Kurzem hatte der malische Präsident Dioncounda Traoré bei den Vereinten Nationen um die Erlaubnis einer Militärintervention gegen die Islamisten im Norden angesucht.

Diesen war es gelungen, gemeinsam mit den Tuareg-Rebellen das Machtvakuum nach dem Sturz des vormaligen Präsidenten Amadou Toumani Touré zu füllen und die Macht in den wichtigsten Städten des Nordens an sich zu reißen. Anschließend vertrieben die Islamisten die Rebellen und bauten ihre Scharia-Herrschaft aus.

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