Schutz vor Feinden

Schneckenart in Japan amputiert sich Körperteil

Wissenschaft
03.10.2012 13:20
Eine ganz besondere Überlebensstrategie hat eine japanische Schneckenart entwickelt: Sie verstümmelt sich zum Schutz vor hungrigen Schlangen selbst, indem sie ihren Fuß abwirft, mit dem sie sich fortbewegt. Auf den Ryukyu-Inseln zeige mindestens jede zehnte Schnecke Spuren der Selbstamputation (Bild), berichtet ein japanischer Forscher.

Der Biologe Masaki Hoso vom niederländischen Naturalis Biodiversity Center beobachtete, was aus Schnecken der Art Satsuma caliginosa wurde, nachdem sie von Schlangen angegriffen worden waren. Etwa 60 Prozent der Schnecken hätten den Angriff einige Wochen lang überlebt: Nicht ganz die Hälfte von ihnen verdanke dies der eigenen Fußamputation, schreibt der Biologe in den "Proceedings" der britischen Royal Society. Die anderen Schnecken hätten leicht verletzt fliehen können.

"Innerhalb des Verbreitungsgebiets der Schlangen wurden bei mehr als zehn Prozent der Schnecken Zeichen der Autotomie gefunden; außerhalb dieses Gebiets war nicht einmal ein Prozent betroffen", so Hoso. Die Autotomie (Selbstverstümmelung) sei also hocheffizient, um Angriffe von Schlangen zu überleben. Das gelte zumindest, wenn die Schnecken noch nicht ausgewachsen sind, wie ergänzende Labor-Experimente ergaben.

Verteidigungsstrategie ändert sich im Laufe des Lebens
Im Labor hätten die Schnecken sich nämlich seltener selbst verstümmelt. Vielmehr hätten sie sich mit den Zähnchen im Inneren ihres Schalenapparates verteidigt, die die Schalenöffnung schließen. Diese Zähne können sich jedoch erst entwickeln, wenn die Schnecke ausgewachsen ist. Daraus schlussfolgert Masaki Hoso, dass die Schnecken ihre Verteidigungsstrategie im Laufe ihres Lebens ändern.

Außerdem zeigte sich: Der abgeworfene Fuß kann zwar innerhalb eines Monats vollständig nachwachsen, das Schneckenhaus wachse daraufhin aber signifikant langsamer als normalerweise. Das Nachwachsen von Körperteilen ist dem Forscher zufolge eben aufwendig. Das nachgewachsene Körperteil sei außerdem blasser (Bild 2) als der ursprüngliche Fuß und habe auch nicht mehr die typische Rille, so Hoso.

Erstmals bei Landschneckenart mit Haus beobachtet
Die Selbstverstümmelung ist bisher beispielsweise von Eidechsen bekannt: Diese brechen bei Gefahr ihren Schwanz ab und fliehen. Auch bei anderen Schnecken kommt die Selbstamputation vor, es handelt sich den Angaben zufolge aber um den ersten Nachweis für eine Landschneckenart mit Schneckenhaus.

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