Zwei Mal gelächelt?

Da Vinci soll zweite, frühere “Mona Lisa” gemalt haben

Wissenschaft
27.09.2012 19:30
Geht es nach der Schweizer Stiftung Mona Lisa Foundation, dann hat Leonardo da Vinci seine berühmte "Mona Lisa" zwei Mal gemalt – und zwar im Abstand von zehn Jahren. Die Stiftung enthüllte am Donnerstag in Genf ein Gemälde, das dem Kunstwerk im Pariser Louvre zum Verwechseln ähnlich sieht, und legte auch gleich angebliche Beweise für ihre Behauptungen vor. Experten meldeten jedoch bereits im Vorfeld Zweifel an.

Man habe "historische, vergleichende und wissenschaftliche Beweise" dafür, dass es schon immer zwei Versionen der "Mona Lisa" gegeben und Da Vinci beide gemalt habe, hieß es seitens der Stiftung. Demnach seien in einem ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Buch die Belege dafür auf 320 Seiten zu lesen. Der in Zürich angesiedelten Stiftung zufolge schuf der italienische Maler die frühere Version zehn Jahre vor dem bekannten "Mona Lisa"-Gemälde. Das Bild gehört derzeit einem internationalen Konsortium, das anonym bleiben will.

Die 2011 gegründete Foundation legte am Donnerstag in Genf angebliche Beweise dafür vor, dass die sogenannte "Isleworth Mona Lisa" keine Kopie, sondern die Urfassung von Leonardo da Vincis berühmtem Gemälde ist. Zuerst per Dokumentarfilm und anschließend live wurden die Erkenntnisse vorgestellt, die Kunstexperten, Physiker und Forensiker während zehn Jahren Arbeit an der "früheren Mona Lisa" gesammelt haben. Das Argument von Kunsthistorikern, dass der Hintergrund der angeblich 1503 entstandenen "Isleworth Mona Lisa" dilettantisch ausgeführt sei, wurde damit entkräftet, dass das Gemälde im Gegensatz zur Louvre-Version von 1517 unvollendet sei.

Saß Gioconda zwei Mal Modell?
Der beim FBI ausgebildete forensische Künstler Joe Mullins behauptete außerdem, nachgewiesen zu haben, dass das Modell der "früheren Mona Lisa" tatsächlich dieselbe Physiognomie habe wie die spätere, nur zwölf bis 13 Jahre jünger. Gioconda habe Da Vinci demnach zwei Mal Modell gesessen. Mullins benutzte zur Nachstellung des Alterungsprozesses ein digitales Programm, wie es auch bei lang verschollenen Entführungsopfern verwendet wird.

Weitere Redner führten in der auf der stiftungseigenen Homepage live übertragenen Veranstaltung geometrische Ähnlichkeiten an, die in dieser Genauigkeit mit den technischen Möglichkeiten von damals schlicht nicht möglich gewesen seien. Andere zitierten Zeitgenossen von Da Vinci, welche das Bild schon 1503 im Atelier des Malers gesehen haben wollen. Die Beweise, dass die im Besitz der Stiftung befindliche "Isleworth Mona Lisa" authentisch und die von Da Vinci persönlich gemalte frühere Version sei, seien "überwältigend", sagte der Anwalt Markus Frey, Präsident der Mona Lisa Foundation. Allerdings stehe es jedem frei, anderer Meinung zu sein.

Zweifel an der Echtheit des Bildes
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es bereits erhebliche Zweifel an der Echtheit der "früheren Mona Lisa" gegeben. "Es gibt keinerlei Grundlage zu behaupten, dass dieses Bild ein Original von Da Vinci ist", sagte etwa der emeritierte Professor für Kunstgeschichte an der Universität von Oxford, Martin Kemp, der Nachrichtenagentur dpa. Viele Details würden darauf hinweisen, dass keinesfalls beide Bilder aus der Hand des Meisters entstanden seien. "Die Haare, die Struktur ihrer Hände, der durchscheinende Stoff ihres Kleides, die Atmosphäre der Landschaft - alles ist völlig anders", so Kemp.

Der Pariser Louvre wollte sich zu der angeblichen "früheren Mona Lisa" nicht äußern.

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