Als "äußerst ärgerlich" und "so notwendig wie ein Kropf" kanzelte ÖOC-Präsident Karl Stoss Rogans fragwürdige Äußerungen ab. Thomas Brandauer vom Sportkompetenzzentrum Klagenfurt meint, Rogan sei am falschen Fuß erwischt worden, wie er im Gespräch mit krone.at beteuert. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Intelligenz und dem Erfolg eines Spitzensportlers sei wissenschaftlich nicht konstatierbar.
Automatismen sind förderlich
Wobei es Rogans Argument, wonach zu viel denken im Sport hinderlich sei, sehr wohl verdient, zumindest näher betrachtet zu werden. "Es gibt nämlich durchaus Erkenntnisse, denenzufolge eine analytische Vorgangsweise im Rahmen der Bewegungsausführungen hinderlich sein kann", erklärt Sportpsychologe Brandauer: "Nicht umsonst berichten Sportler nach einem erfolgreichen Wettkampf oft, es sei alles wie von selbst gelaufen, und sie hätten sich in einem Flow befunden. Wenn dieser Bewegungsfluss aber kognitiv durchdrungen, also bewusst gesteuert wird, kann das für die Bewegung selbst hinderlich sein."
Daraus abzuleiten, dass weniger intelligente Sportler automatisch die besseren wären, wäre freilich zu kurz gegriffen. Denn bei der Vorbereitung auf bestimmte Bewegungsabläufe spielt die "kognitive Kapazität", wie Brandauer es nennt, sehr wohl eine entscheidende Rolle. "Im Rahmen der Planung ist ein differenziertes taktisches Denken schon gut", so der Psychologe.
Viele unterschiedliche Typen
Dass etwa einem Armin Assinger, wie Rogan sinngemäß meinte, seine Intelligenz im Wege stand und er es deswegen auf nur vier Weltcup-Siege brachte, will Brandauer so nicht unterschreiben: "Dafür spielen bei Wettkämpfen viel zu viele Faktoren eine Rolle, um es schlicht damit zu begründen." Auch gebe es zu viele unterschiedliche Wettkampftypen, als dass man den Prototypen eines erfolgreichen Sportlers "basteln" könnte. "Es gibt Sportler, denen man ein hohes Maß an Intuition zuordnet. Andere wiederum analysieren stärker und setzen auf rationales Denken. Erfolgreich können beide Typen sein", so Brandauer.
Grundsätzlich aber zeichnet sich der Spitzensportler an sich sehr wohl durch eine "außerordentliche Wahrnehmungskapazität" aus: "Profi-Handballer oder -Fußballer können bestimmte Situation sehr viel schneller richtig interpretieren und daraus die richtigen Antworten ableiten als etwa nur Fortgeschrittene oder gar Anfänger." Bei Einzelsportlern wie Schwimmern käme zusätzlich noch die extreme Willensstärke hinzu – "und die Fähigkeit, das Programm auch bei hoher Belastung durchzuhalten". Mit Intelligenz hat das freilich wenig zu tun.
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