Grüfte geplündert

Irrer Grabräuber stahl die Zähne von Strauß

Österreich
27.06.2012 13:12
Bei dieser Geschichte stellt es wohl jedem die Haare auf - doch so irre sie klingt, sie ist wahr: Ein tschechischer Grabräuber, Inhaber eines bizarren Zahnmuseums bei Prag, verschaffte sich die Gebisse unserer Weltkomponisten, stahl sie vermutlich persönlich aus den Grüften des Wiener Zentralfriedhofs. Die Zähne von Johann Strauß jr. und Brahms, sie sind jetzt Exponate seiner Gruselgalerie. Und das Schlimmste daran: In Österreich scheint das niemanden zu interessieren.

Mit einer Kneifzange für den Zahndiebstahl schleicht er über den Friedhof, hebt einen Sargdeckel zur Seite, holt mit einem Spezialwerkzeug den Schädel aus der Totenlade und hält ihn grinsend in die Kamera. Willkommen in der irren Welt des Grabräubers O. J. Auf seiner Homepage zeigt der Knochenjäger noch weitere "Homevideos" wie dieses, ein Film gespenstischer als der andere.

Die Seite zeigt auch, wie sehr der Tscheche dem Wahnsinn verfallen ist: O. J. steckt einer - von ihm frisch hobbyexhumierten Leiche - eine Zigarette in den Mund, er lässt sich mit Kiefern ablichten, huscht verkleidet an Särgen und Gräbern vorbei. Und genau dieser Mann soll unsere Weltkomponisten geschändet, ihnen die Zähne samt Kiefer aus den Mündern gestohlen haben. Stolz präsentiert er seine Beutestücke auf der Homepage: da die Prothesen von Brahms, dort das Gebiss des Walzerkönigs. Besonders düster: Ein Foto zeigt einen der beiden Starkomponisten. Der Sargdeckel ist aufgebrochen, mit leeren Höhlen blickt der schwarze Totenschädel in die Kamera.

Täter lobt Qualität der Wien-Prothese
In einem Manifest des Grauens schreibt der selbsternannte Zahn-Museumsdirektor: "Die Gräber von Brahms und Strauß lagen nebeneinander (...) Die Prothese von Strauß ist eine ausgezeichnete Arbeit, aus Gummi und Porzellan gefertigt. Es muss ein zeitgenössischer Wiener Zahnarzt gewesen sein."

Wie besessen sammelt der Grabschänder (40) seit 14 Jahren fremde Knochen, soll eigenen Angaben zufolge "400 Prothesen und Hunderte von menschlichen Schädeln besitzen". Und wie reagiert Österreich auf die Kiefer-Diebstähle? Gar nicht! Bereits im September 2008 erstatten die Friedhöfe Wien Anzeige gegen O. J. wegen "Störung der Totenruhe". Im November wurde die ganze Sache schon wieder eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft Wien bestätigt. Der Grund: Das Delikt verjährt bereits nach einem Jahr, und der Zentralfriedhof-Diebstahl liegt schon länger zurück.

Und so liegen die Skelette Österreichs größter Musiker geschändet in ihren Särgen. Während der Tscheche weiter an seinem "Weltklasse-Museum" arbeitet.

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