Idee aus Deutschland

“Skyfarming”: Reis der Zukunft wächst in Hochhäusern

Wissenschaft
28.05.2012 08:00
Geringere Ernteverluste, klimaneutraler Anbau, kürzere Transportwege und ein Vielfaches an Ertrag pro Fläche: All diese Ziele verfolgt das Forschungsprojekt "Skyfarming" der am Stadtrand von Stuttgart beheimateten Universität Hohenheim. Kern der Idee ist hocheffizienter Reisanbau unter optimalen Bedingungen in einem durchtechnisierten Hochhaus.

Rund 130 Lkws à 40 Tonnen rollen rein rechnerisch Tag für Tag nach Tokio, um den Reisbedarf der Stadtbevölkerung zu decken. Dafür benötigt die japanische Metropole zurzeit mehr als das Doppelte der Stadtfläche für Reisfelder. Das Beispiel veranschaulicht nur einen Grund, warum es Agrarforscher der Universität Hohenheim in die Vertikale zieht. "Die Megastädte wachsen, das Ackerland nimmt ab, die heutigen Produktionsmethoden sind verlustreich und der Klimawandel wird das Problem noch weiter verschärfen", so die Analyse von Agrarökologe Joachim Sauerborn.

Reis an 365 Tagen im Jahr
Zusammen mit Folkard Asch steht er im Zentrum des Projektes "Skyfarming". Der Kern-Gedanke des Duos: Im Hochhaus ließe sich Reis an 365 Tagen im Jahr produzieren, und der wäre zudem geschützt vor Dürre, Frost, Starkregen, Krankheiten und Insektenbefall. Außerdem ließen sich Transportwege sowie der Dünger- und Wasserverbrauch verringern. Und: Man bräuchte nur einen Bruchteil der bislang nötigen Anbaufläche. Ein Hektar der Skyfarm könne eine Fläche von zehn bis 40 Hektar im Freien ersetzten, die Reisproduktion ließe sich bis 2035 um rund 17 Prozent steigern, sind die Forscher überzeugt. Und weil der Reis beim "Skyfarming" nicht mehr im Boden wachse, sondern mit einem Nährstoffnebel besprüht werde, lasse sich zudem der Methanausstoß und Wasserverbrauch verringern.

Für die Umsetzung des Projektes, das laut Asch "so visionär ist wie in den 1950er-Jahren die Mondlandung", arbeitet das Duo bereits mit der Industrie zusammen. Gemeinsam untersucht man, wie sich Reis in einem Gebäude so anbauen lässt, dass von außen lediglich Sonnen- und Windenergie benötigt werden. Alle anderen Komponenten inklusive des Wassers und der Nährstoffe sollen - geht es nach den Forschern - im geschlossenen System innerhalb des 500 Meter hohen Hauses zirkulieren.

Noch allerhand Forschungsbedarf
Bis sich die Idee, die nicht ganz neu ist, realisieren lässt, dürften allerdings noch einige Jahre vergehen, denn die Wissenschaftler sehen noch allerhand Forschungsbedarf: "Wir wissen beispielsweise noch nicht einmal, wie viel Wasser und Licht die Reispflanze mindestens braucht, um zu wachsen", gibt etwa Asch zu bedenken. Auch die Nährstoff-Zufuhr muss noch weiter optimiert werden. Entscheidend sei auch die Entwicklung der richtigen Lampen, denn mit der heutigen Technologie sei "Skyfarming" nicht energieeffizient, so die Forscher.

Trotzdem halten sie es für realistisch, dass schon in fünf bis zehn Jahren der erste Reis in Prototypen derartiger Hochhäuser wächst - unter der Voraussetzung, dass genügend Forschungsgelder für das Projekt zur Verfügung stehen werden.

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