Living Planet Report

Mensch macht Erde kränker, immer mehr Arten sterben

Wissenschaft
14.05.2012 12:12
Mit dramatischen Zahlen lässt der "Living Planet Report" aufhorchen, den der WWF am Montag präsentiert hat. Dieser globale Umweltbericht, der die Artenvielfalt, unseren ökologischen Fußabdruck und den Wasserverbrauch beschreibt, belegt, wie schlecht der Mensch seinen Planeten behandelt. Trauriges Fazit: Die Erde ist kränker geworden, die Artenvielfalt drastisch zurückgegangen.

Dem alle zwei Jahre vom WWF veröffentlichten "Living Planet Report" zufolge brauchen wir derzeit einen halben Planeten mehr, als wir zur Verfügung haben. Laut Prognose werden wir bis 2030 voraussichtlich zwei Planeten für unseren Konsum benötigen, 2050 bereits fast drei.

Die Reaktion der Umweltschützer ist dementsprechend heftig, aber nicht ohne Hoffnung: "Die Lage der Welt ist dramatisch. Doch wir können es schaffen, dass auch im Jahr 2050 neun Milliarden Menschen genügend Nahrung, Energie und Wasser haben, um gut zu leben. Um dies zu erreichen, müssen wir vieles in unserer Lebensweise und in unserem Wirtschaftssystem ändern", sagte Georg Scattolin vom WWF Österreich.

Rückgang der Artenvielfalt
Seit 1970 sind mehr als 30 Prozent der Arten geschwunden, in tropischen Regionen durchschnittlich sogar 60 Prozent. Besonders schlimm ist der Verlust in den tropischen Flüssen, wo fast drei Viertel der Arten verschwunden sind oder vermindert wurden.

Grund dafür sind die Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, die Umweltverschmutzung, der Klimawandel und auch invasive Arten, die durch den weltweiten Verkehr in neue Regionen gelangen und andere heimische Arten verdrängen. Einziger Lichtblick: In den Ländern des Nordens hat sich die Artenvielfalt seit 1970 um 30 Prozent erhöht - Umwelt- und Naturschutz zeigen dort positive Wirkung.

Ökologischer Fußabdruck
Ein probates Mittel, um den "Verbrauch" der Erde zu messen, ist der ökologische Fußabdruck. Er veranschaulicht Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit unseres Lebensstils. Alles, was der Mensch zum Leben braucht (Essen, Trinken, Sauerstoff), wird dabei in Fläche umgerechnet. Derzeit beträgt der ökologische Fußabdruck der Menschheit 18 Milliarden globale Hektar oder 2,7 Hektar pro Person. Da die Kapazität des Planeten aber gerade mal zwölf Milliarden Hektar beträgt, verbraucht die Menschheit also einen halben Planeten zu viel.

Die Länder mit dem größten Fußabdruck pro Einwohner sind Katar, Kuweit, die Vereinigten Arabischen Emirate, Dänemark und die USA. Am anderen Ende liegen die besetzten Palästinensergebiete, Osttimor, Afghanistan, Haiti und Eritrea. Österreich liegt auf Platz 17, der ökologische Fußabdruck ist aber seit 2005 um sechs Prozent gewachsen. Mit rund 5,3 globalen Hektar pro Kopf nimmt ein Österreicher etwa doppelt so viel Biokapazität in Anspruch wie der Weltdurchschnitt. Würden alle Menschen so leben wie wir Österreicher, bräuchten wir schon heute drei Planeten, so der WWF.

Besonders Tropen leiden am Raubbau
Der Raubbau der Industriestaaten in den Tropenländern wirkt sich besonders negativ aus. Der größte Faktor im ökologischen Fußabdruck der Welt ist der Ausstoß von Treibhausgasen (55 Prozent), der seit 1961 auf den elffachen Wert stieg. Die Menge an gefangenem Fisch hat sich in 50 Jahren weltweit verfünffacht, bereits 70 Prozent der Fischgründe weltweit sind stark geschädigt und damit die Existenzgrundlage von 520 Millionen Menschen bedroht, die von der Fischerei abhängig sind.

Waldflächen schrumpfen weiter
Auch die Wälder schrumpfen kontinuierlich: Wie der WWF-Report erhoben hat, gehen jährlich 130.000 Quadratkilometer Waldflächen durch die Umwandlung in Weideland und Felder verloren. Das entspricht etwa der 1,5-fachen Fläche Österreichs. Nach Kohle und Öl ist der Waldverlust der größte Faktor für den Klimawandel - trägt er doch bis zu 20 Prozent zum Klimawandel bei.

Deshalb schlagen die Umweltschützer Alarm: "Ohne Waldschutzmaßnahmen wird die Welt bis 2050 Waldgebiete in der Größe alle Wälder von Kongo, Peru und Papua Neuguinea zusammen verlieren. Das sind Waldflächen in der Größe von 2,3 Millionen Quadratkilometer, was mehr als der Hälfte aller 27 EU-Länder entspricht."

Wasser wird immer knapper
"Wir saugen unseren Planeten immer mehr aus", heißt es im "Living Planet Report" zum Thema Wasser. Schon jetzt leiden 500 Millionen Menschen weltweit unter den negativen Auswirkungen von Dämmen und anderen Flussregulierungen. 900 Millionen haben kein sauberes Trinkwasser und 2,7 Milliarden keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Bereits 92 Prozent unseres Brauchwassers gehen in die Landwirtschaft. Düsterer Ausblick: Im Jahr 2025 werden 5,5 Milliarden Menschen mit Wasserknappheit kämpfen.

Ist die Welt also überhaupt noch zu retten? Geht es nach dem WWF, dann: ja. Immerhin haben sich die Investitionen in erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie seit 2004 mehr als verfünffacht. Dennoch müssen die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent reduziert werden. "Natur muss endlich einen Preis haben. Ohne diese einschneidenden globalen Maßnahmen wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Umweltkatastrophen", so die eindringliche Warnung des WWF.

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