Viele Arten unbekannt

Forscher entwickeln “DNA-Strichcode” für Pilze

Wissenschaft
08.05.2012 11:24
Speise- und Giftpilze oder Schimmel an den Wänden: Die Artenvielfalt der Pilze geht weit über das hinaus, was wir im Alltag von ihnen wahrnehmen. Schätzungen zufolge gibt es mehr als 1,5 Millionen Pilzarten, doch nur 0,04 Prozent sind namentlich bekannt. Wissenschaftler haben nun unter Beteiligung der Karl-Franzens-Universität Graz einen "DNA-Strichcode" entwickelt, um Pilze zu klassifizieren.

Pilze zählen mittlerweile zu den wichtigsten Organismen in den Ökosystemen der Erde. Praktisch jede Pflanze ist an der Wurzel mit Pilzen vergesellschaftet, und die Wissenschaft erkennt inzwischen diese Beziehung als Bedingung für die Evolution der Landpflanzen an.

Doch selbst erfahrene Pilz-Experten können jeweils nur einen kleinen Teil der 60.000 beschriebenen Arten überblicken. In der Molekularbiologie sehen die Forscher nun neue Wege, die Vielfalt der Pilze zu erfassen, teilte die Karl-Franzens-Uni in einer Aussendung mit.

"DNA-Barcoding" für Pilzarten
Der Ansatz der Untersuchungen, ein kurzes variables Stück des gesamten Pilzgenoms zu vergleichen, bietet eine einfache Möglichkeit, Pilze auch anhand ihrer DNA-Sequenz zu klassifizieren. Weil dieses Verfahren an maschinell ablesbaren Strichcodes erinnert, spricht man in diesem Zusammenhang von "DNA-Barcoding". Aufgrund der Vielfalt der pilzlichen Genome sei es aber bisher nicht einfach gewesen, ein dafür geeignetes DNA-Stück als gemeinsamen Standard festzulegen, heißt es vonseiten der Universität.

Ein internationales Konsortium aus Pilzforschern, darunter auch Martin Grube vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Grazer Uni, fand nun heraus, dass nur ein etwa 600 Nukleotide langer Abschnitt zwischen Genen der zellulären Proteinbiosynthesemaschine sich demnach am besten als pilzlicher DNA-Barcode eignet.

Krank machenden Übeltätern auf der Spur
Damit wollen die Forscher nicht nur bisher unbekannte Arten klassifizieren, sondern auch für Menschen, Tiere oder Pflanzen schändliche Pilze aufspüren. "Auch pathogene Pilze bilden nicht immer erkennbare Strukturen aus", erklärt Grube, "sie können dennoch in Boden-, Pflanzen-, oder Lebensmittelproben vorhanden sein. Die molekulare Erkennung mit einem gemeinsamen Standard hilft uns auch, die natürlichen Reservoirs von medizinisch oder agronomisch relevanten Pilzen aufzuspüren."

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