Erschoss Zivilisten

Kriegsverbrechen in Bosnien: Erstmals Frau verurteilt

Ausland
30.04.2012 15:31
Eine frühere bosniakische Soldatin ist als erste Frau in Bosnien-Herzegowina wegen Kriegsverbrechen verurteilt worden. Das Gericht für Kriegsverbrechen (Bild links) in Sarajewo verurteilte Rasema Handanovic alias "Zolja" am Montag wegen der Beteiligung an der Hinrichtung von drei kroatischen Zivilisten und drei Kriegsgefangenen zu fünfeinhalb Jahren Haft, wie Richterin Jasmina Kosovic bekannt gab.

Die Verbrechen wurden am 16. April 1993 in dem südbosnischen Dorf Trusina begangen. Dort wurden insgesamt 18 kroatische Zivilisten und vier kroatische Kriegsgefangene von der Spezialeinheit "Zulfikar" der mehrheitlich muslimischen Armee ermordet, der Handanovic angehörte. Mehrere Zeugen hatten ausgesagt, dass sie selbst den Gefangenen in den Kopf geschossen hatte.

Sechs weitere Mitglieder der Einheit, unter ihnen auch der stellvertretende Kommandant Nihad Bojadzic, müssen sich derzeit vor Gericht wegen der Morde in Trusina verantworten. Handanovic hatte bereits zuvor eine Beteiligung an den Taten zugegeben und eingewilligt, gegen die anderen Mitglieder der Einheit auszusagen.

Als sie am 2. April im Zeugenstand saß, betonte sie, es sei Bojadzic gewesen, der ihr und ihren Kameraden den Befehl gegeben hatte, die Gefangenen "zu fesseln und zu erschießen, damit auch ja keine Überlebenden zurückblieben", berichtet das Online-Portal "Balkan Insight".

Mildere Strafe für Aussage gegen Kommandanten
Im Gegenzug für ihre Aussagen hatte die Staatsanwaltschaft der Ex-Soldatin eine mildere Strafe zugesichert. Die 39-Jährige war nach dem Krieg in die USA ausgewandert und besitzt heute auch die US-Staatsbürgerschaft. Im Dezember 2011 wurde sie an Bosnien-Herzegowina ausgeliefert.

Während des von 1992 bis 1995 andauernden Bosnien-Krieges waren Kroaten und muslimische Bosniaken im Kampf gegen die Serben verbündet, bekämpften sich jedoch vom Juni 1992 bis Februar 1994 auch gegenseitig. Dieser Konflikt, der über 10.400 Menschen das Leben kostete, wird oft als "Krieg im Krieg" bezeichnet, da er Teil des weit größeren Bosnien-Konflikts war. Neben Trusina ereigneten sich unter anderem auch in den Städten Mostar, Grabovica und Uzdol schreckliche Massaker, denen neben Soldaten auch Hunderte Zivilisten zum Opfer fielen.

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