Experiment zeigt:

Manche Flechten-Arten könnten auch am Mars leben

Wissenschaft
28.04.2012 08:00
Bestimmte Flechten-Arten sind offenbar so robust, dass sie auch auf dem Mars überleben könnten. Zumindest für 34 Tage, wie ein bei der Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union in Wien vorgestellter Versuch deutscher Wissenschaftler zeigt. Für diese ein Indiz dafür, dass dereinst auf dem Roten Planeten entstandenes Leben möglicherweise bis heute überlebt haben könnte.

Gemeinsam mit Kollegen hat Jean-Pierre Paul de Vera vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer Simulationskammer Mars-Bedingungen nachgebaut und beobachtet, wie Flechten (Bild) und Cyanobakterien damit zurechtkommen.

Innerhalb eines Monats hätten sie sich angepasst und ihre Fotosynthese-Leistung gesteigert, so De Vera. Auch am Mars selbst könnten sie überleben, meinte der DLR-Wissenschafter, wenn sie in Ritzen, Rissen und kleinen Höhlen vor UV-Strahlung geschützt sind.

Marsbedingungen in Klein simuliert
Eine Atmosphäre aus Kohlendioxid und Stickstoff mit nur Spuren von Sauerstoff, einen Luftdruck von gerade einmal sechs Tausendstel von dem auf der Erde und Temperaturschwankungen von minus 50 bis plus 23 Grad Celsius mussten die Flechten und Cyanobakterien 34 Tage lang in der Simulationskammer überstehen. Auch Marsgestein bauten die Forscher anhand von Analysen nach, die Mars-Rover der US-Raumfahrtsbehörde NASA vom Roten Planeten zur Erde gefunkt hatten. Das Ergebnis: "Die irdischen Mikroorganismen betreiben selbst unter diesen schwierigen Bedingungen Fotosynthese", so De Vera.

Vor allem in kleinen Rissen und Ritzen hätten sich die Flechten als Überlebenskünstler erwiesen. "Sie passten sich an die künstliche Mars-Umgebung an und zeigten eine Aktivität, wie sie auch in ihrer natürlichen Umgebung, beispielsweise der Antarktis, erreicht wird", so De Vera, der es durchaus für möglich hält, dass man in Nischen im Mars-Boden Lebewesen finden könnte. Mit Blick auf mögliche künftige Missionen zum Mars betonte der Wissenschafter: "Man muss extrem vorsichtig sein und keine irdische Lebensformen auf den Mars bringen. Sonst könnte man damit den Planeten kontaminieren."

Auch auf Jupitermonden Leben möglich?
Doch nicht nur auf dem Mars, sondern auch auf Monden der Gasriesen Jupiter und Saturn suchen Forscher nach Lebenszeichen. Das sogenannte "Chaos Terrain" auf dem Jupitermond Europa sehe mit seinen Eisblöcken, Rissen und Eisklippen dem Eismeer der Arktis ähnlich, so Britney Schmidt vom Institut für Geophysik der Universität Texas. Und den Ozean darunter hält sie "für einen interessanten Platz, um nach Lebewesen zu suchen", sagte sie bei der Pressekonferenz.

Neben Europa will Michele Dougherty vom Imperial College in London auch die Jupitermonde Ganymed und Kallisto nach bewohnbaren Regionen untersuchen. Im Rahmen der JUICE-Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA, über die das zuständige ESA-Gremium am 2. Mai entscheiden soll, könnte eine mit Messinstrumenten vollgepackte Raumsonde 2022 zum Jupiter und seinen Monden aufbrechen, würde diese acht Jahre später erreichen und genauer inspizieren.

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