Vorreiterrolle

Pilotprojekt in den USA: Tiere dürfen mit ins Frauenhaus

Tierecke
03.04.2012 10:14
Immer wieder werden Frauen in Österreich zu Opfern häuslicher Gewalt. Oft bleiben nur noch die Flucht vor dem Peiniger und die Frage: Wohin soll ich gehen? Schwierig wird es besonders für jene Frauen, die ihr geliebtes Haustier nicht zurücklassen wollen, denn in Frauenhäusern sind Vierbeiner grundsätzlich nicht erlaubt. In den USA wurde daher erstmals ein Einrichtungsprojekt speziell für schutzbedürftige Frauen mit Haustieren gegründet.

Die Geschichte von Susan aus dem US-Bundesstaat Kansas verursacht Gänsehaut: Als ihr damaliger Lebensgefährte sie eines Tages mit einem Hammer attackierte, rettete ihre Deutsche Dogge ihr Leben. "Der Hund hörte mich schreien und legte sich auf mich. Ich wollte ihn wegschieben, aber er hat die Hammerschläge abbekommen", erinnert sie sich. Ihr Hund griff den Gewalttäter schließlich an, der weiter auf das Tier einschlug und es schließlich schwer verletzt in den Garten warf.

"Ich konnte flüchten und die Polizei rufen", so Susan. "Sie haben meinen Ex verhaftet und wir haben den Hund in einem schlimmen Zustand im Garten gefunden." Die Polizei ermutigte Susan, in ein nahe gelegenes Frauenhaus zu ziehen. Doch als sie erfuhr, dass sie ihre Dogge nicht mitbringen durfte, weigerte sie sich. "Lieber hätte ich mit ihm im Auto geschlafen", so Susan.

2010: 3.448 Frauen und Kinder in Frauenhäusern
So wie Susan geht es vielen Frauen, die Opfer von Gewalt werden.Laut Statistik der autonomen Frauenhäuser haben im Jahr 2010 3.448 Frauen und Kinder in Österreich Schutz und Unterkunft in insgesamt 26 Frauenhäusern gefunden. Viele müssen Hund, Katze oder Kleintier in ihrer Not zurücklassen, andere verzichten gänzlich auf den Gang ins Frauenhaus, weil sie das Angebot ohne ihr Haustier nicht in Anspruch nehmen wollen.

Haustiere oft Druckmittel des Gewalttäters
Dabei besteht grundsätzlich eine große Nachfrage nach der Zuflucht im Frauenhaus in tierischer Begleitung. "Wir haben über die Jahre unzählige Anrufe bei unserer Krisenhotline von Frauen erhalten, die ihren Misshandler verlassen wollen, dann aber bleiben. Aus Angst, er könnte dem Haustier etwas antun", so eine Expertin. "Oft verwenden die Gewalttäter Hund und Katze auch als Druckmittel."

"Problem sind Allergien anderer Bewohnerinnen"
Doch warum sind Vierbeiner in Frauenhäusern nicht willkommen? Auf krone.at-Nachfrage erklärte uns die Leiterin des Frauenhauses Wels: "Bei uns sind Haustiere grundsätzlich verboten – Ausnahmen haben wir aber schon gemacht. Das Problem ist, dass andere Bewohnerinnen oder ihre Kinder eine Allergie haben könnten." In Wien gibt es zumindest eingeschränkt die Möglichkeit, wie eine Mitarbeiterin vom 4. Wiener Frauenhaus erklärt: "Wir können Frauen, die mit ihren Kindern ins Frauenhaus flüchten, die Mitnahme von Käfigtieren und kleinen Hunden ermöglichen."

Pilotprojekt in Kansas: Frauenhaus mit Haustier
Das Rose Brooks Center in Kansas reagierte schließlich auf den großen Bedarf. "Familien mit Haustieren brauchen einen sicheren Zufluchtsort. Vor allem Kinder werden oft zusätzlich traumatisiert, wenn sie sich in der Krisensituation auch noch von ihrem Haustier trennen müssen", so eine Mitarbeiterin. Daher rief das Rose Brooks Center ein Pilotprojekt ins Leben und erlaubt den Bewohnerinnen nun, ihre Tiere mit ins Haus zu bringen, unabhängig von der Größe.

"So fällt eine weitere Barriere, die Frauen am Gang ins Frauenhaus hindert. Außerdem konnten wir beobachten, dass die Anwesenheit der Tiere den Frauen und Kindern Trost spendet und sie beruhigt", so eine Mitarbeiterin. In den kommenden Monaten soll die Einrichtung tierfreundlich ausgebaut werden. Idealerweise können solche Projekte als Vorbild dienen und eines Tages Nachahmer in Österreich finden.

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