Stören Orientierung

Studien: Pestizide schädigen Bienen und Hummeln

Wissenschaft
30.03.2012 10:25
Eine nicht unwesentliche Rolle am dramatischen Bienen- und Hummelsterben spielen neuen Untersuchungen zufolge Pestizide. Das zeigen zwei Studien von Forscherteams, die jetzt im Fachjournal "Science" veröffentlicht wurden. Sie haben die Wirkung von sogenannten Neonicotinoiden, einer Gruppe gängiger Insektizide, die in zahlreichen Ländern verwendet wird, auf die Tiere untersucht.

Wissenschaftler aus Frankreich entdeckten im Rahmen ihrer Studie, dass das Gift die Orientierung der Bienen stört: Die Tiere finden den Weg zu ihrem Volk nicht mehr. Ein Team aus Großbritannien fand heraus, dass Hummelvölker nach der Behandlung mit den Insektiziden stark ausgemerzt waren.

"Einige Hummelarten sind enorm zurückgegangen. Beispielsweise in Nordamerika sind manche Arten mehr oder weniger komplett vom Kontinent verschwunden", schreibt der britische Forscher Dave Goulson von der schottischen Universität in Stirling. In Großbritannien seien bereits drei Arten ausgelöscht.

Deutlich weniger Königinnen bei Hummeln
Goulsons Team setzte Hummelvölker dem Insektizid Imidacloprid aus. Die Dosis war jener ähnlich, der die Tiere in der Natur begegnen. In einer geschlossenen Umgebung hausten die Hummeln sechs Wochen lang unter natürlichen Bedingungen. Zu Beginn und am Ende des Experiments wogen die Forscher die Nester mit dem gesamten Inhalt: Hummeln, Wachs, Honig, Larven und Pollen. Die belasteten Kolonien waren im Durchschnitt acht bis zwölf Prozent kleiner als die Kontrollgruppe.

Außerdem entdeckten Goulson und seine Kollegen, dass die behandelten Hummeln etwa 85 Prozent weniger Königinnen hervorgebracht hatten. Dies sei ein wichtiger Punkt: Die Zahl der Königinnen beeinflusse die Zahl der neuen Nester im kommenden Winter.

Insektizid stört Orientierung der Bienen
Mickael Henry forscht am Nationalen Institut für Agrar-Forschung im französischen Avignon. Er und sein Team klebten winzige Mikrochips an die Körper der Versuchsbienen. Einige der kleinen Tiere kamen in Kontakt mit dem Insektizid Thiamethoxam. Diese Bienen starben zwei- bis dreimal häufiger weit entfernt von ihrem Nest als die Tiere ohne Gift. Das Insektizid habe die Orientierung der Bienen gestört.

Die Daten aus den Mikrochips nutzten die Forscher, um Flugrouten zu berechnen. Offenbar hatten die belasteten Bienen irgendwann eine Entfernung erreicht, von der aus es schwierig war zurückzufinden.

Varroa-Milbe weiter Gefahr für Honigbiene
Nicht nur Insektizide bereiten Experten Sorge. Die aggressive Varroa-Milbe gilt weiter als größter Feind der Honigbiene. Sie beißt sich an den Insekten fest, wie ein Blutegel bei Säugern - aber mit dramatischerer Wirkung. Durch die milden Temperaturen im vergangenen Jahr waren die Milben laut Experten sehr lange aktiv und verstärkten so ebenfalls das Bienensterben.

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