Ex-Bürgerrechtler

Gauck als deutscher Bundespräsident vereidigt

Ausland
23.03.2012 10:42
Fünf Tage nach seiner Wahl ist der neue deutsche Bundespräsident Joachim Gauck am Freitagvormittag vereidigt worden. Der 72-Jährige leistete in einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat seinen Amtseid. Gauck ist das elfte Staatsoberhaupt der Bundesrepublik. Er folgt Christian Wulff nach, der im Februar vor dem Hintergrund von Ermittlungen der Justiz zurückgetreten war.

Gauck hob in seiner Antrittsrede den Zusammenhang zwischen Freiheit und Gerechtigkeit hervor. Freiheit sei eine "notwendige Bedingung von Gerechtigkeit", umgekehrt sei "das Bemühen um Gerechtigkeit unerlässlich für das Bewahren von Freiheit".

In diesem Zusammenhang würdigte Gauck die 1968er-Generation als beispielhaft für die Auseinandersetzung mit einer schweren Vergangenheit. Im Westdeutschland der Nachkriegszeit sei der Umgang mit dem Nationalsozialismus zunächst defizitär geblieben, so Gauck. "Erst die 68er-Generation hat das nachhaltig geändert." Trotz aller Irrwege habe sie die historische Schuld ins kollektive Bewusstsein gerückt.

Diese auf Fakten basierende Aufarbeitung der Vergangenheit sei auch in Ostdeutschland nach dem Ende der SED-Herrschaft 1989 beispielhaft gewesen, sagte Gauck.

"Wir müssen mehr Europa wagen"
Weiters legte der Präsident ein nachdrückliches Bekenntnis zu Europa ab - gerade in der Krise heiße es: "Wir müssen mehr Europa wagen." Nach seiner Rede kehrte der Präsident in seinen Berliner Amtssitz Schloss Bellevue zurück, wo ihn die Bundeswehr mit militärischen Ehren begrüßte.

Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte zuvor noch hervorgehoben, dass mit Gauck erstmals ein Ostdeutscher das höchste Staatsamt übernommen habe. Damit werde "ein weiteres neues Kapitel" der deutschen Einheit geschrieben. Dies zeige "den unaufhaltsamen Fortschritt der inneren Einheit unseres Landes". Lammert sprach dabei auch die hohen Erwartungen an den neuen Präsidenten an. An Gauck gewandt sagte er: "Sie werden getragen von einer Woge der Sympathie. Es ist Ihnen zu wünschen, dass dies so bleibt." Gaucks "Lebensthema" sei die Würde des Menschen.

Seehofer: "Wichtiger Meilenstein"
Der Vorsitzende der Länderkammer, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, wertete die Wahl Gaucks ebenfalls als "wichtigen Meilenstein" in der deutschen Geschichte. Der 72-Jährige stehe "für Mut und Zukunftsoptimismus", "für Zutrauen statt Misstrauen". Seehofer war seit dem Rücktritt Wulffs für kurze Zeit amtierendes deutsches Staatsoberhaupt.

Bisher elf deutsche Präsidenten
Der frühere DDR-Bürgerrechtler und parteilose Theologe Gauck war am vergangenen Sonntag von der Bundesversammlung mit großer Mehrheit für fünf Jahre zum neuen deutschen Bundespräsidenten gewählt worden. Gauck ist der elfte Bundespräsident nach Theodor Heuss (1949 bis 1959), Heinrich Lübke (1959 bis 1969), Gustav Heinemann (1969 bis 1974), Walter Scheel (1974 bis 1979), Karl Carstens (1979 bis 1984), Richard von Weizsäcker (1984 bis 1994), Roman Herzog (1994 bis 1999), Johannes Rau (1999 bis 2004), Horst Köhler (2004 bis 2010) und Christian Wulff (2010 bis 2012).

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