Attentat auf Schule

Frankreich: Killer trug Mini-Kamera um den Hals

Ausland
20.03.2012 10:27
Bei der Suche nach dem französischen "Scooter-Killer" tappt die Polizei weiter im Dunkeln. Derzeit werden die Aufnahmen von Überwachungskameras, die das Attentat auf die jüdische Schule in Toulouse mit vier Toten am Montag filmten, ausgewertet. Innenminister Claude Guéant bestätigte Dienstag früh Medienberichte, wonach der Täter bei seiner Jagd auf Erwachsene und Kinder eine kleine Kamera um den Hals trug.

Man wisse zwar nicht, wer hinter dem Attentat auf die Schule stecke, aber ein Zeuge habe gesehen, wie der Unbekannte eine Mini-Kamera bei sich hatte, so Guéant. "Das sagt einiges über das Profil des Täters aus. Er besitzt die Skrupellosigkeit, seine Taten zu filmen."

Am Montagabend hatte Guéant im Fernsehen eingeräumt, dass es aufgrund der Erkenntnisse momentan nicht möglich sei, ein Phantombild des Todesschützen zu erstellen, der bei seinen Angriffen immer einen Motorradhelm trug. In allen drei Fällen wurde mit derselben Waffe geschossen und der Täter entkam auf einem Motorroller.

Zeugin: "Er hat mich angerempelt"
Die Zeitung "La Dépeche" zitierte am Dienstag eine Zeugin, die den Killer gesehen haben will. Sie sei aus der Apotheke gekommen, da habe der Mann sie "angerempelt". Dabei habe sie einen Teil des Gesichts gesehen - das Helmvisier sei etwas verschoben gewesen. "Ich habe ein Tattoo oder eine Narbe im Bereich seiner linken Wange gesehen", erinnert sie sich.

Ex-Soldat oder Rechtsextremer als Täter?
Laut Ermittlerkreisen könnte es sich um einen früheren Soldaten handeln, da der Mann im Umgang mit Waffen geübt ist. Auch ein rechtsextremer Hintergrund scheint möglich: Laut dem Magazin "Le Point" gab es im 17. Fallschirmjägerregiment, zu dem die ersten drei Todesopfer gehörten, Neonazis. Die Satire- und Enthüllungszeitung "Le Canard enchaine" veröffentlichte 2008 ein Foto von drei Soldaten, die vor einer Hakenkreuzfahne den Hitlergruß zeigten. Ein Soldat berichtete seinen Vorgesetzten davon und verließ dann das Regiment.

Höchste Terror-Alarmstufe in Südfrankreich
Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy sprach von einer "nationalen Tragödie" (siehe auch Video in der Infobox). Nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts verhängte er die höchste Terror-Alarmstufe für die Region. Alle jüdischen und muslimischen Einrichtungen werden nun besonders gesichert. Ein antisemitisches Motiv sei wahrscheinlich, der Täter sei gefährlich und müsse schnellstens gefasst werden.

Der Präsident vermutet hinter dem Angriff einen antisemitischen Täter und will alles daransetzen, diesen unschädlich zu machen. "Jedes Mal, wenn dieser Mann in Aktion tritt, handelt er, um zu töten. Er lässt seinen Opfern keine Chance", betonte Sarkozy am Montagabend in Paris. "Diese schreckliche Tat kann nicht ungesühnt bleiben. Alle, wirklich alle verfügbaren Mittel werden eingesetzt werden, um diesen Kriminellen daran zu hindern, weiter Schaden anzurichten."

Lehrer und drei Kinder erschossen
Der Todesschütze hatte Montag früh einen 30-jährigen Religionslehrer, seine beiden drei und sechs Jahre alten Kinder sowie ein Mädchen im Alter von zehn Jahren vor der jüdischen Ozar-Hatorah-Schule in Toulouse erschossen. Ein 17-jähriger Jugendlicher wurde schwer verletzt. Der Schütze habe seine Opfer "quer über den Schulhof gejagt", berichteten Augenzeugen.

Die Schüsse kamen aus derselben Waffe, mit der in der vergangenen Woche drei Soldaten getötet und einer schwer verletzt worden waren - ebenfalls in Toulouse sowie in der etwa 50 Kilometer entfernten Gemeinde Montauban. Drei der Soldaten hatten Wurzeln in Nordafrika, einer davon war farbig. Jedes Mal beschrieben Zeugen den Täter als schwarz gekleideten Mann, der auf einem Motorroller geflüchtet war.

Schweigemarsch in Paris
Am Montagabend haben in Paris Tausende Menschen an einem Schweigemarsch teilgenommen. Die überwiegend jungen Demonstranten trugen französische Fahnen und Schilder des Verbandes der jüdischen Studenten in Frankreich. An dem Marsch nahmen unter anderen der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë und der Philosoph Bernard Henri-Lévy teil (siehe Video in der Infobox).

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