Nur noch 55 Tiere

Seltenster Delfin der Welt vom Aussterben bedroht

Wissenschaft
16.03.2012 12:16
Er ist etwa 1,7 Meter lang, 50 Kilogramm schwer, hat eine charakteristische grau-weiß-schwarze Zeichnung und eine schwarze Rückenflosse. Der Maui-Delfin ist die seltenste Delfinart der Welt: Nur noch etwa 55 Exemplare soll es geben, gab die internationalen Naturschutzstiftung NABU nach jüngsten Zählungen nun bekannt. Cephalorhynchus hectori maui - so der wissenschaftliche Name der Unterart der Hector-Delfine - ist vom Aussterben bedroht.

Die Delfine geraten häufig in die Netze von Fischern, die vor der Küste Neuseelands ihrer Arbeit nachgehen (zweites Bild). Seit Einführung sogenannter Nylon-Kiemennetze in den 70er-Jahren sei ihr Bestand um mehr als 90 Prozent gesunken, heißt es vonseiten der NABU.

Maui-Delfine kommen nur in den Gewässern vor Neuseeland vor. Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge soll sich die Population in den vergangenen sieben Jahren um die Hälfte verringert haben. An der Analyse arbeitete die neuseeländische Naturschutzbehörde zusammen mit der Universität von Auckland und der Oregon State University in den USA. Die Zahl erwachsener Tiere habe sich auf 48 bis 69 Exemplare verringert. Noch 2004 wurden 111 Delfine gezählt. Seit dem Abschluss der Forschungsarbeiten im Jahr 2011 wurden zwei weitere tote Delfine gefunden.

Bestand wächst nur langsam
Es gebe weniger als 20 gebärfähige Weibchen, warnen die Forscher. Delfine werden zwar bis zu 20 Jahre alt, die Weibchen aber erst im Alter von sieben bis neun Jahren geschlechtsreif. Sie gebären alle zwei bis vier Jahre ein Kalb. Dadurch wachse der Delfinbestand nur sehr langsam, erklären die Tierschützer. Maui-Delfine leben in Gruppen - Schulen genannt - in Küstengewässern mit einer Tiefe von bis zu 20 Metern. Wie alle Delfine verwenden sie Echolot zur Nahrungssuche. Sie erzeugen Klickgeräusche auf einer hohen Frequenz, die von Fischen und anderen Objekten in ihrer Umgebung zurückgeworfen werden. Dadurch gewinnen sie ein Bild ihrer Umgebung.

Allerdings verwenden die Tiere ihr Echolot nicht ständig, sagen Experten. Deshalb verheddern sie sich in den Netzen der Fischer. NABU fordert von der neuseeländischen Regierung ein Verbot der Trawler- und Stellnetzfischerei in küstennahen Gewässern bis zu einer Tiefe von 100 Metern.

Regierung will keine weiteren Maßnahmen
Ein Großteil des Lebensraums der Delfine sei bereits geschützt, erklärt hingegen die neuseeländische Regierung. Weitere Maßnahmen würden in Betracht gezogen. Zuvor müssten man aber auch andere Faktoren wie die Auswirkungen auf die Fischerei abgewogen werden. Die Regierung riskiere, dass die Fischereiindustrie, wie schon in der Vergangenheit, versuche, die Schutzzonen vor Gericht zu bekämpfen.

Der Widerstand der Industrie gegen den Regierungsvorstoß ist stark. Der Schutzvorschlag schiebe den Fischern die gesamte Schuld zu, sagte Doug Saunders-Loder, der Präsident des Fischereiverbands. "Andere bekannte Faktoren wie Krankheit, Umweltverschmutzung und natürliche Feinde wie Haie oder Orcas werden ignoriert."

Verschwinden würde Ökosystem verändern
Ein Verschwinden der Maui-Delfine hätte Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette und würde das Ökosystem von Tieren und Pflanzen vor der Küste Neuseelands nachhaltig verändern, erklärte Meeresexperte Wayne Linklater von der Victoria-Universität in Wellington. "Wir müssen verstehen, dass der Verlust des Delfins auch für die Wirtschaft schlecht sein kann, nicht nur für die Umwelt und wie wir sie genießen können."

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