Start verschoben

Raumtransporter ATV-3 fliegt erst am 23. März zur ISS

Wissenschaft
05.03.2012 15:50
Die europäische Weltraumagentur ESA hat den für Freitag geplanten Start ihres dritten Raumfrachters, der Nachschub zur Internationalen Raumstation ISS bringen soll, verschoben. Das Automated Transfer Vehicle (Automatisches Transferfahrzeug, kurz ATV) "Edoardo Amaldi" soll nun erst am 23. März seinen Flug ins All antreten.

Eigentlich hätte "Edoardo Amaldi" am 9. März um 11.05 Uhr MEZ an Bord einer Ariane-5-Rakete vom europäischen Raumflughafen in Kourou in Französisch-Guayana aus seinen Flug ins All antreten sollen. Eine Kontrolle im Frachtraum habe aber ergeben, dass zwei Sicherungsgurte nicht richtig befestigt seien, sagte der Direktor für bemannte Raumfahrt bei der ESA, Thomas Reiter, am Montag. "Um das Risiko auszuschließen, dass sich die Gurte beim Start lösen und lose Container zu Beschädigungen im Inneren des ATV führen könnten, haben wir uns entschlossen, eine weitere Inspektion des Nutzlastmoduls durchzuführen", so Reiter.

Größtes Versorgungsschiff für die ISS
Seit dem Ende der Spaceshuttle-Flüge im vergangenen Jahr ist das ATV das größte Versorgungsfahrzeug für die ISS. Das ATV-3 wird 4.395 Kilogramm an Treibstoff, Sauerstoff und Wasser zur ISS befördern. Sobald der Raumtransporter am Außenposten der Menschheit im All angedockt hat, werden seine Triebwerke zur regelmäßigen Anhebung der Umlaufbahn der ISS genutzt, um deren - auf den atmosphärischen Widerstand zurückzuführende - natürliche Absenkung auszugleichen. Außerdem kann "Edoardo Amaldi" eingesetzt werden, um Ausweichmanöver zu vollführen, falls potenziell gefährlicher Weltraumschrott der bemannten Raumstation zu nahe kommt.

Benannt ist das dritte ATV nach dem italienischen Physiker und Raumfahrtpionier Edoardo Amaldi, einem der Gründungsväter der Europäischen Weltraumforschungsorganisation ESRO (einem der Vorläufer der ESA) und des Europäischen Kernforschungszentrums CERN. Amaldi war zudem maßgeblich an der Entdeckung langsamer Neutronen beteiligt.

Flüge im Jahresrhythmus geplant
Bei diesem dritten in Serie produzierten ATV konnten Fertigung und Start zum ersten Mal innerhalb des anvisierten Zeitraums von einem Jahr durchgeführt werden. Damit werden die Raumtransporter ab jetzt im Jahresrhythmus als Versorgungsfahrzeuge für die ISS produziert, womit Europa beim Betrieb des orbitalen Außenpostens eine entscheidende Rolle zukommt. Die nächsten ATV mit den Namen "Albert Einstein" und "Georges Lemaître" sollen 2013 bzw. 2014 gestartet werden.

Mit einer Länge von ca. zehn Metern und einem Durchmesser von 4,5 m umfasst das ATV ein 45 m³ großes Druckmodul und ein russisches Andocksystem, das den bei den bemannten Sojus-Raumflügen und den Progress-Versorgungsfahrzeugen eingesetzten Systemen nachempfunden ist. Mit ausgefahrenen Solarpaneelen beträgt die Spannweite des ATV 22 Meter. Es ist dreimal so groß wie der russische Progress-Raumtransporter und bietet auch das Dreifache an Frachtkapazität.

20 Tonnen Nutzlast
Mit mehr als 20 Tonnen ist dieses technisch hochkomplexe Raumfahrzeug die schwerste von Europa jemals gestartete Nutzlast. Das ATV kann als autonom fliegende Plattform, als manövrierfähiges Raumfahrzeug und im angedockten Zustand als zusätzliches Raumstationsmodul verwendet werden.

Bevor das ATV "Edoardo Amaldi" wieder von der ISS ablegt, wird es mit Müll und von der Bordmannschaft nicht mehr benötigtem Gerät beladen. Anschließend wird der Raumtransporter über dem Südpazifik seine gezielt Umlaufbahn verlassen und beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre gefahrlos verglühen.

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