Schauspiel im All

‘Vampirstern’ saugt Masse von großem Begleiter auf

Wissenschaft
09.12.2011 14:57
Astronomen haben die bislang besten Bilder eines Sterns gewonnen, der bereits große Teile seiner Masse an einen vampirartigen Begleiter verloren hat. Dazu kombinierten sie vier Teleskope am Paranal-Observatorium der Europäischen Südsternwarte ESO zu einem einzigen virtuellen Teleskop mit rund 130 Metern Durchmesser und erreichten so eine Bildschärfe, die 50 Mal höher ist als jene des Teleskops "Hubble".

"Wir können jetzt das Licht von vier Teleskopen am VLT (Very Large Telescope; Anm.) miteinander kombinieren und damit extrem scharfe Bilder innerhalb kürzester Zeit erzeugen", erläutert Nicolas Blind vom französischen Institut de Planétologie et d'Astrophysique de Grenoble, der Erstautor des Fachartikels, in dem die Ergebnisse präsentiert werden. "Wir haben Bilder gewonnen, die so hoch aufgelöst sind, dass wir nicht nur zuschauen können, wie die beiden Sterne einander umkreisen, sondern sogar den Durchmesser des größeren Sterns bestimmen können."

Die Astronomen beobachteten das außergewöhnliche Sternsystem SS Leporis im Sternbild Hase, das aus zwei Sternen besteht, die sich innerhalb von 260 Tagen gegenseitig umkreisen. Die beiden Komponenten sind nur wenig weiter voneinander entfernt als unsere Erde und die Sonne. Allerdings dehnt sich der größere und kühlere der beiden Sterne (rot) bis auf ein Viertel des Abstands aus, was in etwa dem Durchmesser der Merkur-Umlaufbahn entspricht. Aufgrund dieses geringen Abstands hat der heiße Begleiter (blau) bereits etwa die Hälfte der Masse des größeren Sterns aufgesogen. Überraschenderweise zeigten die Beobachtungsdaten, dass der Massentransfer von einem Stern zum anderen viel schwächer ist als ursprünglich erwartet.

"Biss" des Vampirsterns ist sehr sanft
"Wir wussten bereits im Vorfeld, dass dieses Doppelsternsystem ungewöhnlich ist und dass dort Materie von einem Stern zum anderen fließt", erklärt Koautor Henri Boffin von der ESO. "Dann fanden wir allerdings heraus, dass der Massetransfer vermutlich ganz anders abläuft, als von bisherigen Modellen dieses Prozesses vorherberechnet. Der 'Biss' des Vampirs ist sehr sanft, aber dafür umso effektiver."

Das Auflösungsvermögen der neuen Beobachtungen ist so gut, dass man erkennen kann, dass der ausgedehnte Riesenstern kleiner ist als bisher angenommen. Das macht es schwieriger, zu erklären, wie er überhaupt so viel Masse an seinen Begleiter verlieren konnte. Die Astronomen gehen jetzt davon aus, dass die Materie, anstatt direkt von einem Stern zum anderen zu fließen, von dem Riesenstern als Sternwind ausgestoßen wird und dieser wiederum von dem heißen Begleiter eingefangen wird.

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