Antiker Koloss

Von Faschisten geraubter Obelisk wieder in Afrika

Wissenschaft
25.04.2005 13:34
Es war noch dunkel, als das unförmige Paket von zwei großen Kränen langsam nach unten gelassen wurde. Äthiopisch-orthodoxe Priester sangen, Tausende jubelten und Glocken läuteten, um die Rückkehr des ersten Segments eines 24 Meter langen Obelisken aus Rom nach Axum zu feiern. Ein Antonov-Frachtflugzeug war kurz nach sechs Uhr am Dienstagmorgen mit dem knapp 60 Tonnen schweren Steinblock auf der eigens ausgebauten Rollbahn im äthiopischen Hochland gelandet. Es gibt überhaupt nur zwei Flugzeugtypen, die so eine schwere Ladung transportieren können.

Das Flugzeug hatte aus äthiopischer Sicht etwa 70 Jahre Verspätung, denn der Obelisk gehört zu den Kulturgütern, die während der italienischen Besatzungszeit geraubt wurden. Der damalige Diktator Benito Mussolini hatte die etwa 1.700 Jahre alte Basalt-Stele 1937 in drei Teile zerlegen und nach Rom verschiffen lassen. Dort wurde sie wieder aufgebaut, stand lange im Zentrum eines Kreisverkehrs, erfreute die Römer und litt unter der Luftverschmutzung.

Nationalstolz wieder hergestellt
In Axum hingegen, der Hauptstadt eines der mächtigsten Reiche der Antike, blieb das Loch offen, in denen die Fundamente geruht hatten. Viele Äthiopier empfanden es als eine Wunde in ihrem Nationalstolz. Zwar gibt es in Axum noch jede Menge andere Stelen, die ursprünglich Gräber von Würdenträgern markierten, aber der Obelisk in Rom war nicht nur eine schmerzliche Erinnerung an die italienische Besatzungszeit, sondern auch an viele gebrochene Versprechen.

Rom erfüllte Versprechen
Rom hatte sich gleich nach dem Krieg verpflichtet, Beutekunst innerhalb von 18 Monaten zurückzugeben. Doch zunächst war für das aufwendige Unternehmen kein Geld da. Dann wurde Eritrea von Äthiopien unabhängig, wodurch Äthiopien seinen Zugang zum Meer verlor. Zuletzt hieß es, der mächtige Steinblock könne nicht transportiert werden, weil die erforderlichen Transportflugzeuge im Irak im Einsatz seien. Es wurde immer mehr zu einer Farce, dass es trotz moderner Technik so kompliziert schien, die steinerne Nadel dort wieder hinzubringen, wo sie ursprünglich errichtet worden war.

Äthiopier freuen sich
"Ich freue mich riesig, auf diesen Tag haben wir so lange gewartet", jubelte der äthiopische Kulturminister Teshome Toga, als der erste Steinbrocken in Axum gelandet war. Die beiden anderen Segmente sollen bis Ende April folgen. Nach der Regenzeit soll der Obelisk dann wieder zusammengesetzt und seine Rückkehr mit einer prächtigen Zeremonie gefeiert werden.

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