Achtmal pro Sekunde

Studie: Erinnerung kommt in kleinen einzelnen Paketen

Wissenschaft
29.09.2011 09:34
Wer schon einmal im Hotel aufgewacht ist und einen Moment lang nicht wusste, wo er ist, der kennt das Problem: die kurze Erinnerungslücke. Forscher aus Norwegen sind dem jetzt auf den Grund gegangen und haben zumindest im Tierversuch herausgefunden, dass Erinnerungen in winzigen separaten Päckchen kommen.

Jedes einzelne davon ist 125 Millisekunden lang, wie das Wissenschaftler-Ehepaar May-Britt und Edvard Moser vom Kavli Institute for Systems Neuroscience and Centre for the Biology of Memory an der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technik in Trondheim im Fachjournal "Nature" berichtete. Bei dem Hotelzimmer-Moment lässt eines der Päckchen aber auf sich warten. Normalerweise bemerken wir den Übergang von einer Erinnerung zur nächsten nämlich nicht.

"Wenn man sich ein bisschen verwirrt fühlt, kommt das daher, weil mehrere Erinnerungspäckchen im Gehirn miteinander konkurrieren", weiß May-Britt Moser. In der Regel seien die Prozesse aber viel zu schnell, um den Wechsel zwischen verschiedenen Erinnerungen wahrzunehmen. Nach den Erkenntnissen der Forscher kann das Gehirn zwischen einzelnen Päckchen bis zu achtmal pro Sekunde wechseln.

Untersuchung an Ratten
Für die Studie untersuchten die Neurowissenschaftler die elektrische Aktivität in Hirnregionen von Ratten. Die Nager hatten in langwierigen Versuchen gelernt, dass jeweils eine bestimmte Beleuchtung einen bestimmten Raum repräsentiert. Mit diesem Trick wurden die Tiere quasi wechselnd in diverse Umgebungen versetzt.

Je nach Lichtsystem konnten die Forscher bestimmte Aktivitätsmuster in Hirnzellen ablesen. "Wenn wir in ein anderes Lichtsystem wechseln, ist das Muster ein völlig anderes", erläuterte May-Britt Moser. Die Folgerung der Experten: Das Gehirn springt immer zwischen winzigen Päckchen von Erinnerungen hin und her.

Kleiner Einblick in die Gedankenwelt
Obwohl die Beobachtungen an Tieren gemacht wurden, halten die Forscher sie für übertragbar auf Menschen. "Die Ratten sind genauso desorientiert wie wir, wenn wir einen Moment lang nicht wissen, wo wir sind", sagte Moser. "Wir fangen an, einen kleinen Einblick in die Mechanismen zu erhalten, die unsere Gedankenwelt steuern."

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