„Mama, warum sind wir arm?“ Eine traurige Frage. Jedes fünfte Kind in Österreich ist armutsgefährdet. 368.000 Kinder leben an oder unter der Armutsgrenze. Sie essen tagelang nichts anderes als blanke Nudeln und Butterbrot, weil kein Geld für den Einkauf da ist. Sie spielen im Wintermantel in ihren Kinderzimmern, weil das Heizen unleistbar ist. Sie gehen nicht ins Kino, unternehmen nichts mit Freunden, spielen keine Videospiele und lesen keine Bücher. Ihre Eltern - oft sind es Alleinerzieherinnen - gehen arbeiten und verdienen Geld, aber nicht genug. Die Teuerung verschärft die Lage der Kleinsten, die nicht für sich selbst sorgen können. Was man dagegen tun kann, dass Kinder im sogenannten Wohlfahrtstaat Österreich, in einem der reichsten Länder der Welt, hungern und frieren? Eine Kindergrundsicherung wäre eine Lösung, sagen Arbeiterkammer, Gewerkschaft und diverse Sozialeinrichtungen. Ein Kindergeld für alle, das an das Einkommen der Eltern gekoppelt ist. Wer weniger verdient, bekommt mehr. Damit alle Kinder dieselben Chancen haben. Eine soziale Antwort.
Zynisch wirkt - mit 368.000 in Armut lebenden Kindern im Hinterkopf - da die Antwort von Kanzler Karl Nehammer auf die Neuausrichtung der österreichischen Sozialleistungen: Nach dem dänischen Modell soll nur noch Hilfen bekommen, wer fünf Jahre hier lebt. „Notfalls per Verfassungsgesetz“ will der Kanzler die Einschränkung durchsetzen. Solange er mit seiner ÖVP und den Freiheitlichen keine Zweidrittelmehrheit hat, wird das nicht passieren. Und selbst wenn - zumindest das EU-Recht pocht auf ein „menschenwürdiges Leben“ und schiebt dem Plan somit den Riegel vor. Für den Karl Nehammer schon den passenden Öffner gefunden hat: Indem er die ersten fünf Jahre die Hälfte der Hilfen auszahlt, will er die Menschenwürde garantieren. Wie viele Kinder durch jede noch so kleine Kürzung noch in die Armut abrutschen würden? Eine traurige Frage. (ts)
Kommen Sie gut durch den Dienstag!
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