Metaller-Lohnrunde

Einmalzahlungen sind der große Knackpunkt

Österreich
22.09.2011 19:13
Die heurigen Metaller-Verhandlungen als Auftakt der Herbstlohnrunde spießen sich erwartungsgemäß an den Einmalzahlungen. Die Industrie möchte einen prozentuellen Zuwachs, der die Inflationsrate des vergangenen Jahres von 2,8 Prozent abdeckt, und darüber hinaus die Beschäftigten mit Einmalzahlungen an der guten Auftragslage teilhaben lassen. Das hätte für die Arbeitgeber den Vorteil, dass die Lohnverhandlungen im nächsten Jahr von einer niedrigeren Basis ausgehen würden.

Die Arbeitnehmer hingegen pochen auf eine nachhaltige Lohnerhöhung, also primär auf einen kräftigen prozentuellen Anstieg der Ist- und Mindestlöhne. Die Gewerkschaften erinnerten an die Entwicklung der Lohnstückkosten in Österreich im Jahr 2011 und an die prognostizierten Daten des Wifo für 2012. Im Vorjahr legte die Stundenproduktivität in der Sachgütererzeugung um 6,2 Prozent zu, die Lohnstückkosten gingen um 3,9 Prozent zurück. Für 2012 wird eine Erhöhung der Stundenproduktivität von 5,4 Prozent erwartet, die Lohnstückkosten sollen um 1,9 Prozent sinken.

Weiters rechneten sie vor, dass die Kapitalstruktur der Metallindustrie hervorragend sei - schließlich könnten von einer Eigenkapitalquote von 33,1 Prozent viele Betriebe nur träumen. Ganz zu schweigen von den Jahresüberschüssen, die 2010 gegenüber 2009 um 57 Prozent gestiegen sein sollen.

Arbeitnehmer wollen generell freien 31. Dezember
Wie es aus Gewerkschaftskreisen am Donnerstag hieß, geht es den Arbeitnehmern nicht nur um eine saftige Lohnerhöhung, sie wollen auch Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen. So soll der 31. Dezember prinzipiell ein freier Tag bei voller Bezahlung sein. Weiters soll eine Mindestvergütung bei Rufbereitschaft festgeschrieben werden und es zu einer Verbesserung der Abgeltung der Reisezeiten außerhalb der Normalarbeitszeit kommen.

Das erste Abtasten beider Seiten dauerte am Donnerstag nur zweieinhalb Stunden, danach präsentierten sich beide Seiten entspannt - wenngleich die Stimmung im Verhandlungssaal durchaus angespannt gewesen sein soll. Am 4. November wird planmäßig weiterverhandelt. Der Streit um die Sitzordnung, der im vergangenen Jahr zum Abbruch nach einer Minute führte, blieb heuer aus.

"Ganz schwierige Ausgangssituation"
Vor Beginn der Übergabe des Forderungskataloges der Arbeitnehmer waren sich die beiden Verhandlungsseiten einig, dass von einer Jahresinflationsrate von 2,8 Prozent ausgegangen wird. Die Arbeitgeber-Chefverhandler Christoph Hinteregger und Alfred Hintringer betonten, dass die Wirtschaft in den vergangenen 16 Monaten sehr gut gelaufen sei, was natürlich auch ein Verdienst der Mitarbeiter sei, an denen man sie teilhaben lassen möchte. Aber nun stehe man krisenbedingt vor einer ganz schwierigen Ausgangssituation.

Die Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer und Karl Proyer, griffen die Diskussion über eigene Lohnrunden für Frauen auf und meinten, man werde die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen sicher thematisieren.

Gewerbetreibende wollen Kündigungsfristen kürzen
Während die Metallindustrie mit überschaubaren Forderungen in die Verhandlungen ging, gab es im Metallgewerbe von der Arbeitgeberseite ein Bündel an Wünschen, die wohl bei den Industriegesprächen für einen Verhandlungsabbruch gesorgt hätten. Die Gewerbetreibenden wollen eine Kürzung der Kündigungsfristen, einen Entfall des Postensuchtages bei Selbstkündigung, eine Verkürzung der Weiterverwendungszeit von Lehrlingen auf das gesetzliche Ausmaß (drei Monate), die Zulassung einer täglichen Normalarbeitszeit bis zu zehn Stunden im Rahmen einer Fünf-Tage-Woche und den Entfall des Zeitzuschlages für Wochenstunden nach der 40. Stunde bei dem Modell der "Erweiterten Bandbreite".

Geht es nach den Grünen, dann werden Wimmer und Proyer ihr ganzes Verhandlungsgeschick aufbringen müssen, denn die Grünen erwarten einen Lohnabschluss von fünf Prozent. Die Lohnzuwächse würden seit Jahren deutlich dem Wirtschaftswachstum nachhinken und sich sogar unter Inflationsniveau befinden, so die Begründung. Der Ring freiheitlicher Wirtschaftstreibender forderte in einem offenen Brief an die Regierung einen Runden Tisch.

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