„Krone“-Interview

Lou Asril: „Ich habe die Leichtigkeit gefunden“

Musik
31.03.2023 09:00

Drei Jahre nach seiner ersten EP legt der gebürtige Oberösterreicher Lou Asril mit „Retromix21“ ein neues Produkt nach. Darauf zeigt sich der 23-Jährige inhaltlich und musikalisch gereift, klingt elektronischer und internationaler als zuvor. Auditiv und visuell hat Asril noch einige Köcher im Talon, wie er im „Krone“-Interview erzählt. Jetzt geht er mit den neuen Songs aber erst einmal auf große Österreich-Tour.

(Bild: kmm)

„Krone“: Lou, zwischen deiner ersten EP und der neuen namens „Retromix21“ sind drei Jahre vergangen. Was ist in dieser Zeit alles bei dir passiert?
Lou Asril:
Vor allem innerlich hat sich bei mir viel getan. Nach der Veröffentlichung der EP habe ich noch zwei Singles veröffentlicht. Es gab einen kleinen Nachhall, aber dann war es still. Es herrschte ein größerer Findungsprozess und der ging auch ein bisschen mit der Pandemie mit einher. Ich begann sehr viel elektronische Musik zu hören, war mit meinem Produzenten im Studio und dort hat sich diese neue Ausrichtung ergeben. Er spielte mir seine Beats vor und so begannen wir mit der EP. Thematisch waren die Pandemie und damit einhergehende Ängste sicher wichtig. Liebe, Romanze und Lust waren wichtige Bausteine der ersten EP und sind noch immer Bestandteil meiner Texte. Der Themenbereich hat sich aber doch sehr erweitert.

Hattest du die Themen Liebe, Romanze und Lust auf deiner ersten EP schon ein bisschen auserzählt?
Für den Zeitpunkt schon, aber die Themen werden immer ein Bestandteil von meiner Musik sein. Mir wurde damit aber ein bisschen fad, es hat jetzt gereicht. (lacht) Ich wollte etwas anderes ausprobieren. Vor dem Song „MaMaMa“ und der Veröffentlichung dieser EP war ich sehr nervös. Thematisch und musikalisch ist das doch etwas ganz anderes.

Welche Künstlerinnen oder Bands haben dich denn so fasziniert, dass du vermehrt in die Elektronik gekippt bist?
Die Inspiration für die Debüt-EP waren Soul, R&B und viele Balladen. In den letzten vier Jahren habe ich gute Popmusik zwischen den 90er- und 2010er-Jahren entdeckt. Alles zwischen Rihanna und Missy Elliott. Auch Justin Timberlake war mit „FutureSex/LoveSounds“ extrem prägend.

Mit welchem Song begann die diese neue Reise in andere musikalische Gefilde?
„Same Planet“ war der erste Track. Max bastelte am Computer und den Refrain dazu schrieb ich bereits 2019. Er hat damals nirgends gut reingepasst, aber hier hat sich das sehr gut ergeben. Der Song war ein sehr großer Baustein, von dem aus wir gut weiterarbeiten konnten. Die Melodie des Refrains hat irgendwie etwas Deutschrap-mäßiges und da haben wir gemerkt, dass die Musik in eine andere Richtung gehen würde. Davon haben wir uns zum Glück nicht verschrecken lassen.

Mit einem Song wie „Divine Goldmine“ von dir haben die neuen Tracks wirklich wenig zu tun.
Das stimmt und ich bin mir sicher, dass das im weiteren Verlauf meiner Karriere auch immer so passieren wird. Mich zu wiederholen, wäre mir zu fad. Ich will mich auf jeden Fall immer verändern und herausfordern.

„Same Planet“ scheint die Botschaft von Zugehörigkeit, Frieden und Gemeinschaft zu haben. Während du auf deiner ersten EP noch sehr bei dir warst, nimmst du dich hier nun anscheinend größerer Themen an?
Es geht auf jeden Fall um universellere Sachen. Der Song ist ein Verzweiflungsschrei, aber man will trotzdem Hoffnung finden und Stärke zeigen. Mit 23 mache ich mir natürlich Gedanken um die Welt. Der Umgang mit dem Klimawandel macht mich wütend, aber er inspiriert mich nicht für Songs. Es geht eher um zwischenmenschliche Themen, die ich auf weltliche Gefühle umlegen kann. Da gibt es für mich oft große Ähnlichkeiten.

Beschreibt der Song „Feelings“ deine persönlichen Gefühle, die du in den letzten Jahren hattest?
Ungefähr. Im Refrain schreie ich und lasse Dampf ab. Vor allem zu Beginn der Pandemie haben wir wohl alle eine Art von Ungewissheit und Stress verspürt. Es war eine Überforderung, die ich in einen Song gießen wollte, aber im Song wird auch klargemacht, dass niemand mit diesen Gefühlen alleine ist und wir als Gesellschaft dagegen kämpfen und weitergehen müssen.

Hast du während der Pandemie gelernt, anders mit dir und deinem Leben umzugehen?
Die Pandemie hat mich auf jeden Fall beeinflusst. Nach den Lockdowns fiel es mir viel schwerer, sozial zu sein. Bei größeren Massen oder Gruppenveranstaltungen hatte ich mehr Angst als davor. Ich kam mit Pandemiebeginn in eine Beziehung. Es war meine allererste und das war ein sehr großer Brocken, der mich ein Jahr lang beschäftigt hat. Die allgemeine Lage und die Beziehung haben sich dann auch gegenseitig gepusht.

In so einer Phase eine neue Beziehung zu haben bedeutet auch, dass alles viel intensiver erlebt wurde. Es gab keinen normalen Alltag und man klebte zusammen. Daran sind viele Menschen zerbrochen.
Ich hatte keinen Beziehungsvergleich und kann nicht sagen, ob es zu intensiv war. Rückblickend war es schön, aber ich würde mich nicht mehr so schnell darin fallen lassen. Dieses Thema hat die EP aber stark inspiriert. Ich habe gleichermaßen die positiven wie negativen Dinge aus der Beziehung verarbeitet.

Du hast beim Ukraine-Benefizkonzert am Heldenplatz 2021 gespielt, wo Zehntausende Menschen zu Gast waren. Hat das deine Angstzustände befeuert?
Auf der Bühne ist das für mich kein Thema. Je mehr Leute kommen, umso leichter ist es loszulassen und einfach das zu machen, was ich mag und kann. Man kriegt in vielen Fällen auch mehr Energie zurück. Es sind eher Partys oder solche Dinge, die für mich schwierig sind. Eine gewisse Aufgeregtheit ist auf der Bühne immer da, aber die ist nicht aus Angst entstanden. Das ist ein normales Gefühl.

Wofür steht die Nummer „Home Sweet Home“ und was benötigst du, um dich zu Hause zu fühlen?
Es geht darin um die Person, mit der ich die Beziehung führte und bei der ich mich sehr wohlfühlte. Ich fühle mich aber genauso wohl und zu Hause, wenn ich total bei mir bin. Ich habe diese Gefühle in dem Song auf die Waagschale gelegt und wollte sie damit veranschaulichen. Diese Gefühle sind beim jeweiligen Extrem, aber irgendwie nie in der Mitte. Es gab keine Ausgeglichenheit. Heute fühle ich mich ausgewogener, aber so richtig ausgewogen fühle ich mich irgendwie nie. (lacht) Ich bin jetzt mehr bei mir, aber auch nicht mehr in einer Beziehung. Mal sehen, wie es sein wird, wenn das Thema wieder infrage kommt.

Warum eigentlich der Titel „Retromix21“?
Das hat sich aus verschiedenen Aspekten ergeben. Viele der Songs sind in erster Linie 2021 entstanden oder wurden in diesem Jahr geformt. Es war das Kernjahr für diese EP. Im Mai 2020 haben wir mit dem Songschreiben begonnen und Ende 2022 war alles fertig - musikalisch und visuell. Das „Mix“ steht für die vielen Stile, die man hört. Ein bisschen R&B, sehr viel Pop, Hip-Hop, House und ganz viel Elektronik. „Retro“ aus dem Grund, weil ich mich sehr von den 2000er-Jahren inspirieren ließ. Die Ästhetik hat mir visuell und musikalisch gefallen. Dieses Projekt holt die Pop-Attitüde aus mir heraus. Ich feiere die Popkultur und die Welt, in der sie sich abspielt. Das wollte ich damit auch vermitteln.

Dir sind auch Outfits und Mode extrem wichtig. Beim Heldenplatz-Konzert konnte man gar nicht an dir vorbeischauen. Ist ein variabler und sich ständig verändernder Künstler wie David Bowie jemand, den du dir allgemein als Vorbild nehmen würdest?
Ich denke schon. Ich habe schon jetzt einige Dinge im Kopf, die ich noch nicht in naher Zukunft angehen möchte. Das wird dann wieder alles ganz anders sein als die „Retromix21“-EP. Ich bin ja schon froh, dass die EP jetzt endlich heraußen ist, denn ich bin kreativ schon wieder viel weiter. (lacht)

Live wirst du die softeren älteren Songs mit den partylastigeren neuen verbinden. Wie wird das auf der Bühne umgesetzt?
Mein Erscheinungsbild wird ganz anders sein als früher. Früher war ich auf der Bühne viel zurückhaltender als ich jetzt sein werde. Die Performance aus den Videos und dem Sound möchte ich live transportieren. Auf der Tour werden wir zu dritt unterwegs sein - mit Keyboards, Backing Vocals und Computer. Wir werden eine kleinere Version des Ganzen machen, um musikalisch wie auch optisch in einer ähnlichen Welt zu sein. Ich habe versucht, Songs wie „Same Planet“ mit einer vollen Band zu spielen, aber das hat sich nicht richtig angefühlt. Ich werde sicher wieder mit einer ganzen Band auftreten, aber in dem Bereich jetzt mal einen frischen Wind hineinbringen und Neues ausprobieren.

Du hast sicher sehr viele Ideen und Fantasien, wie du deine Musik live umsetzen möchtest. Wie würde das ausschauen, wenn Geld keine Rolle spielt?
Das Budget ist leider ein großes Thema. (lacht) Wenn ich freie Wahl hätte, wäre die ganze Bühne vom Boden bis zum Hintergrund voller LED-Walls. Es gäbe eine irre Lichtshow und ich würde herumfliegen. Schauen wir mal.

Gibt es eine thematische Kernaussage auf „Retromix21“ oder stehen die Songs prinzipiell für sich?
Es geht um das Finden von Geborgenheit und Sicherheit - mit allen Problemen und Unsicherheiten, die sich einem in den Weg stellen. In der Musik finde ich seit jeher Ruhe und Geborgenheit. Ich könnte niemals ohne Musik in den Ohren durch die Straßen gehen. Ich setze die Kopfhörer ein und bin ganz für mich. Das ist ungemein beruhigend.

Deine Musik dient gut als Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag. Ist dir diese Form von Eskapismus ein Anliegen?
Die EP ist schon eine Art Flucht aus der Realität, aber nicht auf schlimme oder stressige Art und Weise. Einfach untertauchen, beruhigen und in Ruhe atmen.

Spielt dieses Atmen auf den Song „Breathe“ an?
Nicht direkt, denn der Song wurde inspiriert von der „Black Lives Matter“-Bewegung und dem tragischen Tod von George Floyd im Frühling 2020. Ich wollte dafür erstmals bewusst politisch schreiben, habe das noch nie davor gemacht. Es gab rundum einen großen Aufschrei und mich persönlich stresste die Instagram-Präsenz zu diesem Thema. Ich wollte nicht still sein, aber auch nicht permanent etwas dazu sagen müssen, also ist dann der Song daraus entstanden. Ich bin nicht direkt betroffen, habe aber versucht, meine Gefühle zu dem Thema in der Musik auszudrücken.

Wie ist dein Leben heute im Vergleich zu vor drei Jahren, als du künstlerisch auf der Bildfläche erschienen bist?
Im Großen und Ganzen ziemlich gleich. (lacht) Ich bin definitiv erwachsen worden und war damals sicher noch ein Baby. Ich fühle mich sehr wohl und stehe zu den Entscheidungen, die ich in den letzten drei Jahren traf. Ich bin wirklich sehr glücklich. Früher waren in meinem Kopf viel mehr Druck und Stress und jetzt habe ich die Leichtigkeit gefunden. Es kann aber gut sein, dass ich das in drei Jahren wieder so sage, denn dann habe ich mich erneut weiterentwickelt.

Du bist im Juni auch Teil des Lido Sounds in Linz. Worauf freust du dich abseits deines eigenen Auftritts denn aus der Fanperspektive am meisten?
Ich freue mich generell auf die Festivalerfahrung, weil dort so viele große Künstler sind. Besonders auf Florence + The Machine und Juju. Ich weiß gar nicht, wer da noch alles so spielt, aber da sind garantiert viele Highlights dabei. (lacht) Linz gibt mir ja ein bisschen Heimatgefühl, das wird ganz besonders.

Lido Sounds und Österreich-Tour
Seine EP „Retromix21“ stellt Asril nicht nur am 16. Juni beim Lido Sounds in Linz, sondern davor auch schon auf eigener Tour in ganz Österreich vor. Unter anderem kann man ihn am 30. März im Grazer Dom am Berg, am 31. März im Röda in Steyr, am 19. April im Salzburger Rockhouse oder am 22. April im Wiener Flex live sehen. Unter www.louasril.com gibt es alle genauen Termine und Informationen zu den Konzertkarten.

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