Pflegerin deckte auf

Wien: Aufregung um Strafen für “lästige Rentner” in Heim

Österreich
12.09.2011 16:30
Strafaktionen gegen "lästige" Pensionisten, Beschimpfungen und eine folgenschwere Panne - das Pflegepersonal der Abteilung B1 des Seniorenhauses Margareten sieht sich derzeit heftiger Kritik ausgesetzt. Eine Mitarbeiterin des Pflegepersonals übergab nun der "Krone" Gedächtnisprotokolle über die Situation der Senioren in der Abteilung B1. Aber: "Niemand darf das Pflegepersonal pauschal verdächtigen", sind sich Familienangehörige, die Führung der Wiener Seniorenwohnhäuser und auch die Kronzeugin, Pflegehelferin Silvana P., einig.

Auf sieben Stockwerken leben im Haus Margareten des "Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser" 340 Senioren im Alter von 60 bis 106 Jahren. Der überwiegende Anteil werde auch sehr gut betreut - darüber sind sich alle Involvierten einig. "Niemand darf das Pflegepersonal pauschal verdächtigen", so der Tenor. Die Schikanen gegen Heimbewohner dürften tatsächlich nur in einer Station möglich gewesen sein.

Die Vorwürfe im Detail:

  • Den Pensionisten sei in vielen Nächten die Bettglocke in unerreichbarer Höhe festgeklemmt worden. So konnten die Senioren nicht rechtzeitig zur Toilette.
  • War ein Pensionist während eines Nachtdienstes "zu lästig", sei in der nächsten Nacht in seinem Zimmer ständig das Licht ein- und ausgeschaltet worden.
  • Eine Pensionistin, die sich untertags nicht gerne baden ließ, sei deshalb von zwei Pflegern in der Nacht (gegen alle Vorschriften) aus dem Bett gerissen und "zwangsgebadet" worden.
  • Drei Pfleger wollten eine Patientin – trotz Gefahr eines Herzinfarktes – in ein abgedunkeltes Zimmer locken und erschrecken.
  • Ein Mitarbeiter hätte sich mit einem Bettüberzug als "Geist" verkleidet und so mitten in der Nacht mehrere Senioren geweckt.
  • Am 29. August hätte ein Pfleger vergessen, das Bettgitter bei einer Heimbewohnerin zu schließen. Folge: Herta O. fiel aus dem Bett und erlitt eine schwere Kopfverletzung.

Erste Konsequenz: Kronzeugin muss gehen
"Mein Ehemann und ich haben gesagt: 'Das kann doch nicht ewig weitergehen.' So gemein darf niemand behandelt werden,", so Kronzeugin P. zur "Krone". Erste Konsequenz in der Causa: Gerade P. – als Betriebsratsobfrau unkündbar – musste als Erste gehen, sie wurde am 11. August vom Dienst freigestellt. Und was für ein Zufall: Fast gleichzeitig verlor auch ihre Tochter ihren Job in einem Wiener Spital. P.: "Der KAV hat sie plötzlich zur Kündigung gedrängt."

FP-Gemeinderat Bernhard Rösch griff jetzt den Fall auf: "Erstens sind die Vorwürfe erschütternd. Und zweitens ist es unfassbar, dass dann die Aufdeckerin des Skandals gehen muss – und auch noch deren Tochter." Die FP fordert nun von SP-Sozialstadträtin Sonja Wehsely "eine umfassende Aufklärung" des Falls.

Stadträtin Wehsely sagt Aufklärung zu
Wehsely sagte dies zwar ohnehin gleich nach Bekanntwerden des Skandals zu – aber trotzdem droht ihr mit dieser Causa ein politisches Schlamassel. "Die Vorwürfe sind wirklich massiv", so Wehsely. Für sie sei dabei auch von Bedeutung, dass es schon seit Juni Hinweise auf Konflikte unter den Mitarbeitern gebe: "Wir werden alles prüfen."

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