Treffen im Kreml
Medwedew: Cameron wäre “ein guter KGB-Agent”
London und Moskau könnten ihre Differenzen überwinden und sollten sich auf die Zusammenarbeit bei wirklich wichtigen Dingen konzentrieren, sagte der britische Premierminister am Montag in Moskau nach dem Treffen mit Medwedew. Allerdings wolle er nicht leugnen, dass es besonders im Fall Litwinenko weiterhin Differenzen gebe, räumte Cameron ein.
Der frühere KGB-Agent Alexander Litwinenko war 2006 mit radioaktivem Polonium 210 vergiftet worden. Die Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland erreichten nach seinem Tod einen Tiefpunkt. Als Tatverdächtiger gilt der Ex-KGB-Agent Andrej Lugowoi, mit dem sich Litwinenko wenige Stunden zuvor zum Essen getroffen hatte.
Medwedew schließ Auslieferung aus
Medwedew bemühte sich am Montag genauso wie Cameron um Entspannung: "Auch wenn unsere Standpunkte zu diesen oder jenen Fragen nicht immer identisch sind, ist dies kein Grund zur Dramatisierung." Eine Auslieferung Lugowois schloss der russische Präsident jedoch bei dem Treffen erneut aus. Lugowoi könne nicht vor ein britisches Gericht gestellt werden, da die russische Verfassung die Auslieferung russischer Staatsbürger verbiete, erklärte der Kremlchef auf einer Pressekonferenz im Anschluss an das Treffen. "Dies wird niemals passieren, egal unter welchen Umständen."
Zugleich warf Russland Großbritannien vor, keine Beweise für die Schuld Lugowois vorzulegen, der als Duma-Abgeordneter Immunität genießt. Moskau verlangt seinerseits, dass Großbritannien im Londoner Exil lebende Russen wie den Oligarchen Boris Beresowski ausliefert. Russland weist jede Beteiligung am Litwinenko-Mord zurück.
Lugowoi beteuerte am Montag erneut seine Unschuld. Er begrüßte aber die Bereitschaft von Cameron zum Dialog. Er sei zur Zusammenarbeit mit der britischen Justiz bereit. Allerdings müsse der Fall "entpolitisiert" werden.
KGB-Anwerbungsversuch Camerons
Die beiden Regierungsspitzen dürften bei ihrem Treffen im Kreml aufgetaut sein und waren bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Anschluss an den Termin zu Scherzen aufgelegt. So meinte Medwedew, Cameron wäre "ein guter KGB-Agent" geworden, obwohl er "dann natürlich niemals Premierminister geworden wäre."
"Ich hoffe nicht", entgegnete Cameron auf die "Vertrauensbekundung" seines Gastgebers. Ein Journalist hatte zuvor nach einem angeblichen Anwerbungsversuch des früheren sowjetischen Geheimdienstes gefragt, der Cameron bei einer Reise in der Sowjetunion 1985 kontaktiert haben soll.
Auch britische Wirtschaftsgranden in Moskau
Zur britischen Delegation gehörten neben Cameron und Außenminister William Hague auch zahlreiche Wirtschaftsbosse, darunter etwa BP-Chef Bob Dudley. Erst vor kurzem war ein milliardenschweres Geschäft zwischen BP und dem russischen Ölförderer Rosneft am Widerstand russischer Oligarchen gescheitert.
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