"Ist doch logisch ..."

Bürgermeister in Slowenien gibt Korruption offen zu

Ausland
02.09.2011 10:00
Ein slowenischer Bürgermeister hat während einer Gemeinderatssitzung offen zugegeben, für die Errichtung einer Industriezone in seiner Gemeinde Tausende Euro an Schmiergeldern gezahlt zu haben. "Ich habe mich geschämt, als ich die Bewilligungen einholte. Ich fühlte mich wie ein großer Mafioso", sagte Tomaz Drolec (Bild), fügte dann aber hinzu: "Wenn ihr glaubt, dass man für Gefälligkeiten nichts zahlen muss, dann täuscht ihr euch sehr."

Ohne Schmiergeld hätte es keine Genehmigungen für den Bau der drittgrößten Geschäftszone Sloweniens in Komenda gegeben. "Ich hatte 16.000 oder 26.000 Euro mit, um die nötigen Genehmigungen zu bekommen. Ich wusste genau, wie viel ich jedem bringen muss, damit die Genehmigungen unterschrieben werden oder das letzte noch offene Verfahren geregelt wird, damit wir starten konnten", berichtete Drolec. Er habe auch "da unten bei unseren Ministerien" etwas zahlen müssen, sagte der Bürgermeister im vollen Bewusstsein, dass seine Äußerungen aufgezeichnet werden. "Wenn sie mich einsperren werden, dann werden sie mich eben einsperren."

"Nur ein paar schöne Briefe bringen nichts"
Als Beleg für seine These nannte er die benachbarte größere Gemeinde Domzale, die mit ihrem Plan für eine Industriezone gescheitert sei. "Was glaubt ihr, warum sie dort keine Zone errichtet haben? Offenbar haben sie schlecht lobbyiert, denn ohne Lobbyisten geht es heute nicht mehr, meine Herren." Drolec verwies in diesem Zusammenhang auf den negativen Bescheid der Naturschutzbehörde Kranj zu einem Teil der Zone. "Wenn jetzt jemand denkt, dass wir diese sieben Hektar zurückbekommen und als Bauland verkaufen können, und wir dafür nur ein paar schöne Briefe schreiben müssen, dann täuscht er sich."

Der parteiunabhängige Bürgermeister steht seit 15 Jahren an der Spitze der Oberkrainer Gemeinde mit rund 5.000 Einwohnern. Erst im Mai wurde der zweite Bauabschnitt der Geschäftszone fertiggestellt. Wie es auf der auch in Deutsch und Englisch verfügbaren Homepage der Zone heißt, wurden bereits sieben Kilometer Straßen und 14 Kilometer Gehsteige auf dem 60 Hektar großen Areal errichtet. Zwei Drittel der Grundstücksfläche sei schon vergeben. Auch hätten sich schon einige Unternehmen aus dem Bereich der "Hochtechnologie" angesiedelt, etwa der Gabelstapler-Produzent Jungheinrich. Die Lokalzeitung "Gorenjski glas" bezeichnete das Gemeindeoberhaupt im Jahr 2007 als den "erfolgreichsten Manager unter den slowenischen Bürgermeistern".

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