Silvio hat fertig

Berlusconi: “Ich verlasse dieses Scheißland”

Ausland
01.09.2011 17:56
Wieder einmal sorgt der umstrittene, aber nicht minder schillernde italienische Regierungschef Silvio Berlusconi für internationales Aufsehen - allerdings nicht mit seiner Politik, sondern anhand eines verbalen Ausrutschers. Nach Angaben einer italienischen Nachrichtenagentur habe Berlusconi, der seit fast zwei Jahrzehnten die politische Szene des "Stiefels" dominiert, seine Heimat Italien als "Scheißland" bezeichnet und von seinem Abgang gesprochen. Und zwar erneut.

Es war die italienische Nachrichtenagentur Ansa, die am Donnerstagabend meldete, Berlusconi habe in einem abgehörten Telefonat vom 13. Juli mit Valter Lavitola, dem Herausgeber einer Online-Zeitung, wörtlich gesagt: "Ich bin völlig transparent, sauber in allem, was ich tue. Man kann mir nichts vorwerfen. Die Leute können sagen, dass ich vögele. Das ist das Einzige. In ein paar Monaten werde ich fortgehen, um mich um meinen eigenen Kram zu kümmern. Ich verlasse dieses Scheißland, bei dem ich kotzen könnte."

Gesprächspartner soll Erpresser sein
Lavitola befindet sich derzeit im Ausland. Die italienische Justiz ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts, Berlusconi gemeinsam mit dem Unternehmer Giampaolo Tarantini erpresst zu haben. Lavitola soll dabei als Mittler fungiert haben. Tarantini und seine Frau Angela Devenuto sind in Haft.

Tarantini erklärte 2009, er habe rund 30 Frauen bezahlt, die an zügellosen Partys des Ministerpräsidenten teilgenommen und Sexdienste angeboten hätten. Darunter sei auch die Prostituierte Patrizia d'Addario gewesen, sie habe zwischen 2009 und 2010 an 18 dieser Partys teilgenommen. Der Unternehmer soll laut der Wochenzeitung "Panorama" hohe Summen von Berlusconi erhalten haben, damit er den Ermittlern erzählte, der Ministerpräsident habe nicht gewusst, dass die Frauen bezahlt würden.

Berlusconi beteuerte wiederholt, niemals für Sex bezahlt zu haben oder erpresst worden zu sein. "Ich habe nichts Illegales getan."

"Gäbe es meine Kinder nicht, wäre ich längst weg"
Es war längst nicht der erste verbale Aufreger des Silvio Berlusconi. So hatte er bereits im Juni 2011 in einem Interview mit der renommierten italienischen Tageszeitung "La Stampa" sein Heimatland als "Scheißland" bezeichnet. "Man könnte Lust bekommen, Italien zu verlassen. Gäbe es meine Kinder nicht, hätte ich schon längst alles verkauft und wäre weg", wurde Berlusconi damals zitiert.

Als berühmt-berüchtigt gilt etwa auch eine Szene von 2003, als Berlusconi die Präsidentschaft des EU-Rates übernommen hatte. Der italienische Regierungschef legte dem deutschen Abgeordneten Martin Schulz nahe, in einem Film über Nazi-Konzentrationslager mitzuwirken. Weiters sorgte der Wirtschafts- und Medienmogul bzw. Multimilliardär immer wieder für Aufsehen mit sexistischen oder diskriminierenden Aussagen betreffend Frauen. Auch die eine oder andere Tirade gegen Religionen oder Völker machte die Runde.

"Wenn ich könnte, würde ich schon heute gehen"
Der mittlerweile fast 75-jährige Gründer der Mitte-Rechts-Partei Forza Italia, die 2009 zum "Volk der Freiheit" mutierte, beteuerte oft, heikle Sager nicht so gemeint oder einfach nur gescherzt zu haben. Ob sein Auftreten pure Berechnung ist oder einfach nur "Silvio" wie er leibt und lebt, bleibt wohl Ansichtssache.

Tatsache ist: Erstmals seit seinem Einstieg in die Politik vor 17 Jahren hatte Italiens Ministerpräsident im Juli öffentlich Amtsmüdigkeit zugegeben. Berlusconi verkündete in einem Interview mit der Tageszeitung "La Repubblica", sich den nächsten Parlamentswahlen 2013 nicht mehr zu stellen: "Ich werde ganz bestimmt nicht mehr antreten. Der Premierkandidat der Mitte-Rechts-Allianz bei den nächsten Parlamentswahlen wird Justizminister Angelino Alfano sein. Wenn ich könnte, würde ich schon heute gehen."

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