Einsatz-Bilanz

Hitzewelle hält Wasserrettung ordentlich auf Trab

Österreich
26.08.2011 14:33
Die Hitze der vergangenen Tage hat zahlreiche Menschen die Schwimmbäder und Naturgewässer stürmen lassen. Entsprechend hatten die Wasserretter alle Hände voll zu tun. Eine Übersicht über die Einsatz-Bilanz aller Bundesländer.

In Wien bereiten an den fließenden Gewässern, also an der Donau sowie am Entlastungsgerinne (Neue Donau) und an der Alten Donau vor allem übermütige Badende Sorgen. Laut Chefinspektor Erich Kraus von der See- und Strompolizei kommt es immer wieder zu Unfällen, etwa weil Jugendliche von den Brücken in die Neue Donau springen. Diese sind rund 15 Meter hoch, was laut Polizei besonders für Ungeübte oder Alkoholisierte gefährlich werden kann, da der Aufprall aufs Wasser aus dieser Höhe bereits ziemlich hart ist. Eigentlich ist der Sprung in die Tiefe verboten. Gestraft wird aber nicht - nur ermahnt, wie bei der Polizei betont wird.

Auch Selbstüberschätzung komme immer wieder vor, hieß es - etwa wenn die Neue Donau mehrmals überquert wird, obwohl dafür die Kräfte nicht reichen. An heißen Tagen gibt es laut Kraus deutlich mehr Einsätze für die Exekutive - übers Jahr verteilt sei die Zahl aber meist relativ gleich. Aktuelle Zahlen in Sachen Badeunfälle liegen derzeit noch nicht vor.

An den Badeseen in Kärnten wurden von der Wasserrettung seit Samstag elf Einsätze verzeichnet. Fast alle Unfälle gingen glimpflich aus. So musste etwa am Wörthersee ein Kind (6) von einer Wasserskiplattform gerettet werden, da es sich bei einem Sturz Schnittverletzungen zugezogen hatte. Drei Einsatzboote der Rettungsstellen Velden, Pörtschach und Krumpendorf waren laut Wolfgang Rainer, stellvertretender Landesleiter der Wasserrettung, rasch zur Stelle. Am Ufer wurde das Kind erstversorgt dem Roten Kreuz übergeben.

Zudem gab es einen Taucheinsatz am Klopeiner See. Eine vermeintlich Ertrunkene meldete sich aber auf Lautsprecheraufrufe der Wasserretter, noch bevor die Taucher in den See sprangen. Ähnlich gestaltete sich ein Einsatz am Weißensee: Dort wurde eine als abgängig gemeldete Person ebenso noch vor einem etwaigen Such-Tauchgang am Ufer angetroffen. Für einen 21-Jährigen Afghanen, der im Silbersee ertrank, kam allerdings jede Hilfe zu spät.

Das Gros der Einsätze in den vergangenen Tagen ging auf in den Ossiacher See gestürzte Paragleiter zurück (siehe Infobox). Achtmal musste deshalb ausgerückt werden: "Die vermeintlich Abgestürzten hatten sogenannte geplante Notabstiege durchgeführt, ohne uns oder die Landesalarm- und Warnzentrale davon zu informieren", so Rainer. "Insgesamt zeigte sich in der heurigen Saison, dass der Großteil der tatsächlich verunglückten Schwimmer ältere Personen waren", erklärte Rainer. "Sie waren ohne Schwimmhilfen unterwegs und haben sich selbst überschätzt."

Die Wasserrettung Salzburg blickt auf eine "sehr intensive Woche" zurück, wie Pressereferent Markus Gewolf sagte. Seit Samstag mussten die Helfer eine tote Frau und drei Schwerverletzte bergen, dazu kommt noch eine nicht überschaubare Zahl kleinerer Einsätze, über die es keine Aufzeichnungen gibt. "Das geht von der Versorgung eines Wespenstichs bis zu kleineren Schwimmunfällen." Vor allem die Ortsstellen, wo es Badeseen gibt, seien zurzeit besonders gefordert, "die Strände sind sehr voll".

In diesem Sommer sind in Salzburg schon vier Menschen beim Baden ertrunken: In Kaprun kam ein dreijähriges Mädchen aus Kuwait ums Leben, Anfang August ertrank ein 29-jähriger, geistig beeinträchtigter Deutscher in Uttendorf, am vergangenen Freitag verunglückte eine 58-jährige Wienerin im Wallersee und am Dienstag dieser Woche starb eine 71-Jährige aus dem Pinzgau im Zeller See.

Im Burgenland musste die Wasserrettung seit Samstag insgesamt siebenmal ausrücken. Die Einsätze reichten von Schnittwunden über Verbrennungen bis hin zu einer bewusstlosen Person mit einem gebrochenen Fuß, so Landesleiter Stefan Ferschich. Im heurigen Jahr liege man damit bisher für einen Wochenzeitraum über dem Durchschnitt, was wohl auch auf die Witterung zurückzuführen sei.

Mitglieder des Landesverbandes sind am Neufelder See, am Steinbrunner See sowie am Wochenende auch am Neusiedler See unterwegs. In anderen Bereichen sei man nur bei einer Alarmierung präsent. Am Neufelder See arbeitet die Wasserrettung mit dem Roten Kreuz zusammen: "Im Prinzip decken wir das Rettungsschwimmtechnische ab." Auf dem Neusiedler See wird mit der Feuerwehr kooperiert. Wer näher zu einem Einsatzort ist, werde eher alarmiert. Während am Neufelder und am Steinbrunner See meist Badeverletzungen vorkämen, habe man es am Neusiedler See schon mehr mit Sportverletzungen zu tun.

Die Wasserrettung Vorarlberg ist seit Samstag mit 135 Mann zu 297 Einsätzen ausgerückt, meist wegen Kleinereignissen in den von den Wasserrettern überwachten Badeanstalten. Auffallend sei dabei die heuer stark gestiegene Zahl von Insektenstichen, so Landeseinsatzleiter Sebastian Hellbock. Seit Samstag mussten die Rettungsschwimmer hier 154 Mal zu Hilfe eilen, in 101 Fällen waren ihre Kenntnisse bei der Versorgung von Schürf- oder Platzwunden gefragt.

Im abgefragten Zeitraum wurde die Vorarlberger Wasserrettung zudem verstärkt zur Unterstützung in den vollen Schwimmbädern gerufen. In dem Bereich wurden mit 30 Überwachungseinsätzen in den vergangenen Tagen eine Spitze erreicht, erklärte Hellbock. Vier Menschen mussten wegen Kreislaufproblemen oder Erschöpfung aus dem Wasser geborgen werden. Zweimal halfen die Wasserretter bei der Suche nach vermissten Personen, die jedoch innerhalb kürzester Zeit unbeschadet aufgefunden wurden.

Beim Landesverband Steiermark der Wasserrettung sprach man von arbeitsintensiven Tagen, auch durch die Hitze bedingt. Drei Badegäste hatten Kreislaufprobleme, elf holten sich Schnittverletzungen, die laut Bezirksleiter Rene Rössler "fachgerecht versorgt" wurden. Aufgrund der heuer so zahlreich auftretenden Wespen mussten in diesen fünf Tagen auch 18 Badegäste mit Stichen durch die Mitglieder der Wasserrettung betreut und versorgt werden.

Badeunfälle im eigentlichen Sinn gab es nur einen: Großes Glück hatte am Samstag ein Schwimmer am Schwarzl-Freizeitzentrum, der einen Schwächeanfall erlitt. Dies wurde durch den anwesenden Bereitschaftsdienst der Wasserrettung rechtzeitig bemerkt, der Mann konnte aus dem See gerettet werden. Die Wasserrettung überwachte in diesen Tagen noch zusätzlich drei Veranstaltungen: einen Triathlon im weststeirischen Freizeitzentrum Piberstein, das Lake Festival am Schwarzl-Freizeitzentrum und das Fliegerfest in St. Lamprecht. Allein für diese Veranstaltungen standen acht Männer und Frauen 67 Stunden im Einsatz. Bei 13 Badeaufsichten in Freibädern und auf Badeseen mit insgesamt 23 Rettungsschwimmern wurden gesamt 208 Stunden an diesen Tagen geleistet.

Für den Landesverband Oberösterreich der Wasserrettung berichtete dessen Leiter Josef Leichtfried von zwei Lebensrettungen, zehn Erste-Hilfe-Leistungen, etlichen Bootsbergungen und zahlreichen weiteren Hilfeleistungen etwa nach Bienenstichen und einer Suchaktion nach einer vermissten Person. Letztere fand einen glücklichen Ausgang: Die Gesuchte ist nicht wie befürchtet ertrunken, sondern war nur zu einer anderen Liegewiese gewechselt. Die meisten Einsätze seien notwendig gewesen, weil viele Menschen mit einer Wetterlage wie in der vergangenen Woche nicht umgehen könnten. Sie würden sich zu rasch abkühlen, dann komme es zu Kreislaufschwächen, erläuterte Leichtfried.

Extreme Hitze wirke sich nicht unbedingt auf die Einsätze der Wasserrettung aus, sagte Wolfgang Österreicher, stellvertretender Leiter des Landesverbandes Niederösterreich. Ob es 35 oder 28 Grad habe, "spielt wenig Rolle". Mit der Zahl der Badegäste steige auch die Zahl der Vorfälle. Für den Landesverband sei zuletzt das am Samstag vergangener Woche in St. Pölten zu Ende gegangene "Frequency" im Mittelpunkt der Tätigkeit gestanden. Das Festivalgelände befindet sich an der Traisen. Daher sei auch stets die Wasserrettung vor Ort gewesen.

In Tirol hat es trotz anhaltenden Sommertemperaturen und Hitze keinen Anstieg bei den Einsätzen der Wasserrettung gegeben. Landesweit seien von Samstag bis Donnerstagabend insgesamt 15 Alarmierungen gezählt worden, teiltderen Bundesländern in Grenzen: erstens gebe es in Tirol mehr Fließ- als Stehgewässer und zudem würden diese zurzeit Niederwasser führen, erklärte Mantel. Aber auch auf den großen Seen - Achensee, Plansee und Reintalersee - seien nicht auffällig mehr Einsätze gezählt worden.

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