"Durchschieße dich"

Sieben Schüsse auf Gegner: Prozess in Salzburg vertagt

Salzburg
23.08.2011 19:37
Der Prozess gegen einen 30-jährigen Georgier, der sich nach einer brutalen Auseinandersetzung unter Asylbewerbern am Dienstag wegen versuchten Mordes vor einem Salzburger Schwurgericht verantworten musste, ist vertagt worden. Zwei Zeugen waren nicht zur Verhandlung erschienen, außerdem wurden neue Beweisanträge gestellt. Ein neuer Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Der Angeklagte soll am 14. November des Vorjahres in St. Johann im Pongau sieben Schüsse auf einen im Auto sitzenden 41-jährigen Tschetschenen abgefeuert haben, nachdem er von diesem zuvor durch einen Bauchstich verletzt worden war. Die Kugeln verfehlten den Mann allerdings.

Hintergrund der Auseinandersetzung war offenbar ein Streit über Autoreifen. Laut Anklage hatte der Beschuldigte dem Tschetschenen schon am Nachmittag des November-Tages am Telefon gedroht: "Ich durchschieße dich." Kurz vor 23 Uhr fuhr er dann zu dessen Wohnung und bedrohte ihn erneut. Schließlich einigten sie sich auf eine Aussprache auf einem Fußballplatz, zu welcher der 41-Jährige ein 27 Zentimeter langes Küchenmesser mitnahm.

Vor Ort kam es dann zu einem Gerangel, bei dem der Tschetschene dem Angeklagten das Messer in den Bauch rammte, so die Anklage weiter. Der Georgier ging daraufhin zurück zu seinem Wagen, packte eine Pistole aus, repetierte und schoss siebenmal auf den inzwischen im Auto sitzenden Tschetschenen. Etliche Projektile durchschlugen das Auto und die Windschutzscheibe, die Kugeln verfehlten aber den Mann. Dann flüchtete der Angeklagte, musste sich aber später wegen seiner Stichverletzung ins Spital begeben.

Wollte nur demonstrieren, dass mit ihm "nicht zu spaßen" sei
Während er im Vorverfahren gar keine Waffe besessen haben wollte und die Bauchverletzung von zwei ihm unbekannten Männern aus Zell am See zugefügt worden seien, zeigte sich der 30-jährige Georgier am Dienstag bei seiner Einvernahme am Salzburger Landesgericht zumindest teilweise geständig.

Bei der Schilderung, was sich in der Nacht auf den 15. November 2010 ereignet hat, räumte der 30-Jährige ein, auf das Fahrzeug des vermeintlichen Opfers geschossen zu haben. Allerdings habe sich zu diesem Zeitpunkt niemand im Auto befunden. Er habe mit den Schüssen nur demonstrieren wollen, dass mit ihm "nicht zu spaßen" sei. Ein Freund des Beschuldigten, der bei der Tat dabei war, bestätigte, dass das Auto leer gewesen sei. Außerdem sei der Georgier als Erster attackiert worden. Das nicht getroffene Opfer habe ihm ein Küchenmesser in den Bauch gerammt, so der Zeuge.

"Ich wollte ihn nicht umbringen, ich bin kein Mörder"
Der georgische Staatsbürger, der sich seit 2006 als Asylwerber in Österreich aufhält, bekannte sich auch des unbefugten Waffenbesitzes schuldig. Er habe die Pistole vom Kaliber 7,65 Anfang November 2010 am Salzburger Bahnhof erworben, so der Angeklagte. Dass er den Tschetschenen schon vor der Tat bedroht haben soll, wie es in der Anklage heißt, wies der Georgier von sich.

"Ich wollte ihn nicht umbringen, ich bin kein Mörder", verteidigte sich der Angeklagte. Man hätte sich eigentlich zu einer Aussprache getroffen. Die Sichtverhältnisse am Fußballplatz, dem Tatort, seien gut genug gewesen, um zu wissen, dass er nur auf den Wagen, nicht aber auf Personen schieße.

63.000 Euro Grundversorgung erschlichen?
Angeklagt wurde der Georgier außerdem wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges, er soll sich zwischen Jänner 2008 und September 2010 mehr als 63.000 Euro aus der Grundversorgung für Asylbewerber erschlichen haben. Außerdem soll er einen Mitarbeiter des Amts der Salzburger Landesregierung bedroht haben, weil dieser die mutmaßlich unrechtmäßig bezogenen 63.000 Euro zurückforderte.

Der 30-Jährige hatte außerdem unter mehreren Namen in verschiedenen Ländern um Asyl angesucht. Bei einer Hausdurchsuchung fanden Beamte auch griechische Dokumente. Insgesamt soll er zumindest vier verschiedene Identitäten verwendet haben.

Gegen den Tschetschenen wird wegen des Messerstiches gesondert ermittelt.

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