Nach 6 Monaten Krieg

Rebellenchef: “Katastrophales Ende” für Gadafi

Ausland
20.08.2011 18:24
Das Ende der Herrschaft von Libyens Machthaber Muammar al-Gadafi steht nach Ansicht des Präsidenten des Nationalen Übergangsrats der Rebellen unmittelbar bevor. "Wir haben Kontakte zum engsten Kreis um Oberst Gadafi", sagte Mustafa Abdul Jalil am Samstag in der Rebellenhochburg Bengasi. Er gehe von einem "katastrophalen Ende" für Gadafi und sein Umfeld aus.

Nach sechs Monaten Krieg ziehen die Rebellen jedenfalls die Schlinge um Tripolis und damit auch Libyens Machthaber immer enger. In der Nacht auf Samstag sollen die Rebellen die lange umkämpfte Hafenstadt Brega unter ihre Kontrolle gebracht haben.

Im Zentrum der von den Rebellen in den vergangenen Tagen eingenommenen Stadt Zawiyah rund 50 Kilometer westlich von Tripolis schlugen Mörsergranaten sowie Raketen ein und trafen dabei das größte Krankenhaus der Stadt. An der östlichen Front wurden bei Straßengefechten in Slitan rund 150 Kilometer von Tripolis nach Rebellenangaben 32 Aufständische getötet.

Tripolis von Versorgungsroute abgeschnitten
Durch die jüngsten Geländegewinne haben die Rebellen die wichtigsten Versorgungsrouten der Hauptstadt abgeschnitten. Mit der Eroberung des Ölhafens von Brega und den Raffinerien in Zawiyah kappte der Übergangsrat der Aufständischen zudem in den vergangenen Tagen die Ölversorgung des Regimes in Tripolis. NATO-Kampfflugzeuge unterstützten die Aufständischen in der Nacht auf Samstag und griffen Ziele in Tripolis an, wo Gadafi vermutet wird.

Auf dem zentralen Platz von Zawiyah zündeten Anrainer eine grüne Gadafi-Flagge an und trampelten darauf herum. "Gadafi ist am Ende. Libyen ist endlich frei", sagte einer von ihnen. In einer nahe gelegenen Gasse bildete sich eine Menschentraube um die Leichen zweier Regierungs-Soldaten, die auf der Straße lagen. Aus der Ferne waren Gewehrfeuer und Explosionen zu hören.

Auch neuer Ölminister lässt Gadafi im Stich
Der libysche Machthaber verlor unterdessen Gefolgsleute aus seinem engsten Kreis. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag soll der libysche Ölminister Omran Abukraa nicht von einer Reise zurückgekehrt sein. Der Minister hätte nach einem Aufenthalt in Italien über Tunesien nach Libyen zurückkommen sollen, tauchte aber laut Medienberichten in Rom unter. Bereits sein Amtsvorgänger Shokri Ghanem war im Juni zu den Rebellen übergelaufen. Am Freitag war bekannt geworden, dass die Nummer zwei der libyschen Führung, Abdessalam Jalloud, offenbar zu den Rebellen übergelaufen ist.

Auch wirtschaftlich ist die Lage für das Gadafi-Regime schwierig. Als Folge der internationalen Sanktionen geht den Banken in Tripolis das Geld aus. Staatsangestellte bekommen keine Gehälter mehr ausgezahlt. "Seit Donnerstag haben wir kein Geld mehr und wir wissen auch nicht, wann sich das ändern wird", sagte ein Bankangestellter in Tripolis am Samstag der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Treibstoff und andere Güter sind demnach schon länger knapp. In der Hauptstadt sollen sich in den vergangenen Tagen die verbliebenen Truppen Gadafis gesammelt haben, um sich auf den Endkampf vorzubereiten.

Gefechte an tunesisch-libyscher Grenze
An der tunesisch-libyschen Grenze lieferten sich unterdessen Bewaffnete in der Nacht zum Samstag heftige Gefechte mit tunesischen Soldaten. Die staatliche tunesische Nachrichtenagentur TAP berichtete von "mehreren Opfern, deren Zahl noch unbekannt ist". Die Armee habe Verstärkung in den Ort rund 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Tunis geschickt und das Gebiet abgeriegelt. Herkunft und Motive der Bewaffneten blieben zunächst unklar.

Ihre Fahrzeuge sollen keine Kennzeichen getragen haben. Ein Bewohner der Ortschaft Douz hatte am späten Abend Alarm geschlagen, nachdem er mehrere Kleintransporter mit bewaffneten Männern gesehen hatte.

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