Insel Utöya

Überlebende kehren an den Ort des Schreckens zurück

Ausland
20.08.2011 15:41
Am Samstag sind die Überlebenden der Anschläge von Norwegen auf die Fjordinsel Utöya zurückgekehrt. An diesem Ort haben sie ein Massaker überlebt und 69 ihrer Freunde verloren - erschossen von einem rechtsradikalen Attentäter und das nur, weil sie sich politisch engagierten. Doch dieses Engagement konnte ihnen Anders Behring Breivik nicht nehmen, einige der Überlebenden engagierten sich in den vergangenen Tagen sogar schon wieder im Wahlkampf für die Kommunalwahl im September.

Die Bootsfahrt zur Insel ist für viele Jugendliche wohl das Schwierigste, erklärt der Chef der staatlichen Gesundheitsbehörde Bjørn-Inge Larsen. Aber sie sollen "erleben, dass Utöya kein gefährlicher Ort ist". Außerdem soll ihnen die Rückkehr helfen, ihre Schuldgefühle zu bewältigen. Viele Jugendliche haben enorm damit zu kämpfen, dass sie überlebt haben, ihre Freunde aber nicht.

Eine solche Begegnung könne für den Trauerprozess extrem wichtig, aber auch belastend sein, erklärt die Jugendpsychiaterin Grete Dyb. Sie hatte Hinterbliebene bei ihrem Besuch auf der Insel am Freitag betreut (siehe Infobox). "Wer den kleinsten Zweifel hat, herzukommen, sollte es nicht tun", rät sie. Später werde es weitere Gelegenheiten geben. Es sei schwierig einzuschätzen, ob es den Überlebenden wehtue oder helfe, an den Ort zurückzukehren, an dem sie um ihr Leben bangten. "Wir hoffen, es hilft langfristig."

Rückkehr ins Leben wird schwierig
Nicht die Rückkehr zur Insel, sondern die Rückkehr ins Leben dürfte für die meisten Jugendlichen die größte Herausforderung sein. "Sie müssen wieder in die Schule, treffen Freunde, die dieses Leid nicht mit ihnen geteilt haben, es nicht verstehen", sagt Dyb. Umso wichtiger sei es nun, noch einmal mit Gleichgesinnten zu sprechen.

Viele der Überlebenden kämpfen noch mit dem Alltag. "Ich lobe mich selbst, wenn ich etwas Normales getan habe", sagt die 18-jährige Ingrid Endrerud gegenüber der Zeitung "Dagsavisen". Sie hat, wie viele ihrer Freunde, das weiß-rote Armband mit der "Utöya"-Aufschrift nie abgenommen. Auch den geplanten Umzug nach Frankreich hat sie verschoben - bis nach dem Wahlkampf. "Es ist gut, etwas zu tun zu haben", sagt sie. Dass sie ihr politisches Engagement nicht aufgeben, ist für viele Überlebende auch eine Art Therapie.

Auch Prableen Kaur ist bereits wieder voll im Wahlkampf engagiert. "Unsere Antwort muss eine noch stärkere Demokratie sein. Darum hoffen wir, dass die Leute von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen", schreibt das Mädchen in ihrem Blog. "Offenheit soll unsere Gesellschaft weiter kennzeichnen." Doch dieser Wahlkampf soll anders werden. "Wir hoffen, dass die Zeit bis zur Wahl von Würde geprägt ist. Dass wir ohne Vorurteile Vielfalt diskutieren können."

"Sie haben noch nicht so viel Kraft"
Es sei gut, dass sich viele Jugendliche weiter engagierten, sagt auch Dyb. Doch sie warnt: "Sie müssen aufpassen, dass sie sich nicht auspowern, nicht zu viel von sich verlangen. Sie haben gerade nicht so viel Kraft wie sonst."

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