Nach USA-Abstufung

“Verrechnet”: US-Börsenaufsicht prüft S&P

Ausland
14.08.2011 13:02
Um ganze zwei Billionen Dollar soll sich die mächtige Ratingagentur Standard & Poor's bei der jüngsten und folgenschweren Bonitätsprüfung der USA verrechnet haben. Die US-Börsenaufsicht SEC hat nun eine Untersuchung der Rechenmethoden der Agentur eingeleitet. Finanzminister Timothy Geithner warf S&P "verblüffenden Mangel an Kenntnissen in grundlegender US-Haushaltsmathematik" vor, weshalb sie zu dem "falschen Schluss" gekommen sei.

Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte die Kreditwürdigkeit der USA in der vergangenen Woche erstmals in der Geschichte von der Bestnote "AAA" auf "AA+" herabgestuft. Grund waren Zweifel an der Fähigkeit Washingtons, die massive Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Der eigentlich erwartete Schritt hatte für erhebliche Unruhe auf den Finanzmärkten gesorgt.

Ein Sprecher des US-Finanzministeriums hatte nach der Entscheidung erklärt, die Bewertung der wirtschaftlichen Lage durch das Unternehmen enthalte einen Fehler über zwei Billionen Dollar. Finanzminister Geithner bezeichnete die Herabstufung als "schreckliche Fehleinschätzung" und warf S&P einen Mangel an grundlegenden Kenntnissen bei ihren Berechnungen vor. Jetzt ermittelt die Börsenaufsicht.

Insidergeschäfte bei S&P im Visier der SEC
Wie das "Wall Street Journal" am Samstag unter Berufung auf mit dem Fall vertraute Kreise berichtete, geht es bei der Untersuchung der SEC außerdem um mögliche Insidergeschäfte. Die Börsenaufsicht will laut dem Bericht herausfinden, welche S&P-Mitarbeiter schon vor der offiziellen Ankündigung von der geplanten Herabstufung wussten.

Die drei großen Ratingagenturen Standard & Poor's, Moddy's und Fitch sind in den vergangenen Jahren zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik geraten: Einerseits haben sie die Finanzkrise nicht erkannt und zahlreichen Papieren gute Noten gegeben, die sich später als "subprime" herausstellten. Später wurde bei kriselnden Euro-Ländern wie Griechenland die Bonität auf Ramschstatus abgewertet, obwohl milliardenschwere Hilfspakete geschnürt und Sparbemühungen demonstriert wurden.

Ratings oft selbsterfüllendes "Finanz-Voodoo"
Kritiker werfen den Ratingagenturen vor, mit ihren Herabstufungen Öl ins Feuer gegossen und die Krise quasi durch sich selbsterfüllende Prophezeiungen noch verschärft zu haben. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble forderte, das "Oligopol" der Ratingagenturen zu brechen. Bemühungen zur Schaffung einer europäischen Ratingagentur, um den drei US-Agenturen ein europäisches Institut entgegenzusetzen, sind bisher nicht von Erfolg gekrönt.

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