Fund in Israel

In Grabstätte bisher älteste Opium-Spuren entdeckt

Wissenschaft
20.09.2022 14:46

In einer antiken Grabstätte nahe Tel Aviv haben israelische Forscher in Keramikgefäßen rund 3500 Jahre alte Spuren von Opium gefunden. Es sei der früheste bekannte Hinweis auf menschlichen Opiumgebrauch, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Tel Aviver Universität, des Weizmann-Instituts und der israelischen Altertumsbehörde IAA.

Die Keramikgefäße wurden den Angaben zufolge bei Ausgrabungen in Tel Jehud bei Tel Aviv gefunden. Dort befinden sich kanaanitische Gräber aus dem 14. Jahrhundert vor Christus. Die Gefäße mit Opium „wurden offenbar bei örtlichen Begräbnisritualen eingesetzt“, heißt es in der Mitteilung. Die damaligen Einwohner Kanaans hätten die psychoaktive Droge offenbar als „Beigabe für die Toten“ verwendet, so die Forscher.

Gefäße in Form von Schlafmohnkapsel
„Dieser aufregende Fund bestätigt historische Schriften und archäologische Annahmen, denen zufolge Opium und der Handel mit Opium eine zentrale Rolle in den Kulturen des Nahen Ostens spielten“, heißt es in einer Mitteilung der Tel Aviver Uni. Die Gefäße, von denen einige in Zypern und einige vor Ort hergestellt worden waren, ähnelten - im unteren Teil - in ihrer Form demnach einer Schlafmohnkapsel (siehe Bild unten).

Ron Beeri von der Altertumsbehörde IAA sagte, in Tel Jehud seien Hunderte Gräber aus dem 18. bis 13. Jahrhundert vor Christus entdeckt worden. Bei den meisten Verstorbenen handle es sich um erwachsene Männer und Frauen. Die Gefäße in den Gräbern seien für zeremonielle Mahlzeiten und Riten gebraucht worden. Man habe die Toten damals als Teilnehmer dieser Mahlzeiten am Grab gesehen.

Möglicherweise hätten Angehörige während einer solchen Zeremonie selbst Opium genommen, um in Ekstase zu geraten, „im Versuch, die Geister ihrer verstorbenen Angehörigen zu erwecken“. Alternativ sei möglich, „dass das Opium, das neben die Leiche platziert wurde, dem Geist des Verstorbenen helfen sollte, aus dem Grab aufzusteigen, als Vorbereitung auf ein Treffen mit Angehörigen im nächsten Leben“.

Drogenreste aus der Eisenzeit
Vanessa Linares von der Tel Aviver Universität sagte, es sei bisher „die einzige psychoaktive Droge aus dem späten Bronzezeitalter, die in der Levante gefunden wurde“. 2020 hätten Forscher Cannabis-Spuren auf einem Altar in Tel Arad gefunden. Diese stammten jedoch aus der Eisenzeit und seien daher mehrere Jahrhunderte „jünger“ als das Opium von Tel Jehud.

Das gefundene Opium stamme offenbar aus dem Gebiet der heutigen Türkei und sei über Zypern nach Kanaan gebracht worden. „Dies zeigt, welche Bedeutung man der Droge beimaß“, sagte Linares.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele