Wirbel im ORF

SPÖ-Stiftungsrat Pelinka als Wrabetz-Flüsterer?

Österreich
06.08.2011 15:04
Ein Porträt des SPÖ-Stiftungsrates Niko Pelinka in der Online-Ausgabe des Independent-Magazins "Fleisch" hat am Freitagabend gehörig Wellen geschlagen. Darin wurde Pelinka zu seinem Verhältnis mit ORF-Chef Alexander Wrabetz sinngemäß damit zitiert, dass man sich über die Besetzung der Diskussionssendung "Im Zentrum" abspreche: "Ja, wir telefonieren ziemlich häufig, und seitdem er auch Infodirektor ist, fragt er mich immer um meine Meinung, wer 'Im Zentrum' auftreten soll."

Nachdem die Passage publik wurde, setzte dann hinter den Kulissen heftiges Telefonieren ein. "Fleisch" änderte schließlich die Passage ab. Begründung: "Nicht autorisiert." Pelinka selbst sieht sich falsch wiedergegeben.

"Fleisch"-Herausgeber Markus Huber begründete die teilweise Rücknahme am Freitagabend so: "Tatsache ist, dass ich für diese Geschichte ein elendslanges Band transkribiert und die Passage einfach missverständlich zusammengekürzt habe. Bei einer Autorisierung wäre das gleich zu Beginn aufgefallen, und wir hätten die Passage so im Blatt gehabt, wie sie jetzt ist."

Ursprüngliche Version leicht verändert
Ursprünglich war in dem Magazin gestanden, Pelinka habe mit Wrabetz auch vor einer Ausgabe von "Im Zentrum" zur Ortstafelfrage diskutiert: "Als mich Alex vor der Sendung angerufen und gefragt hat, wen er einladen soll, der Alex ist jetzt auch Infodirektor, weißt du, als er mich angerufen hat, hab ich jedenfalls gesagt, dass er nicht nur einen Slowenenvertreter einladen soll. Mir war klar, dass das nur schiefgehen kann."

Die am Freitagabend von "Fleisch" - minimal - mutierte Version lautet so: "Als mich Alex vor der Sendung angerufen hat, hab ich jedenfalls gesagt, dass er nicht nur einen Slowenenvertreter einladen soll. Mir war klar, dass das nur schiefgehen kann." Und: "Wir telefonieren ziemlich häufig."

Herausgeber bedauert Verwirrung - und schweigt
Huber bedauerte die Verwirrung um die Zitate, die in ORF- und in Journalistenkreisen bereits seit einigen Wochen kursierten. Die Zitate stammen von einer gemeinsamem Straßenbahnfahrt, die Huber und Pelinka für ein Porträt von Pelinka unternommen hatten. Die Aussagen liegen nach Angaben des "Fleisch"-Herausgebers auch auf Band vor. Ob die veröffentlichten Zitate Pelinkas dem entsprechen, was auch tatsächlich aufgenommen wurde? "Kein Kommentar", so Huber, der damit andeuten könnte, dass er immer noch zu der Ursprungsversion steht.

Pelinka, dessen Vater Peter die Sendung abwechselnd mit Ingrid Thurnher moderiert, zeigte sich jedenfalls erbost: "Diese Zitate wurden ziemlich aus dem Zusammenhang gerissen." Das im Magazin zitierte Gespräch mit Wrabetz "fand lange nach der Veröffentlichung der Teilnehmer der Diskussion statt".

VP-"Freundeskreis": "Wrabetz nicht mehr wählbar"
Die Aufregung um die angebliche Absprache hat auf Seite des ÖVP-"Freundeskreises" Konsequenzen zur Folge. Deren Leiter Franz Medwenitsch sieht von einer Wahl von Wrabetz am Dienstag endgültig ab: "Wenn das so stimmt - und das wird sich aufgrund des Gesprächsmitschnitts verifizieren lassen -, dann ist Wrabetz für mich definitiv nicht mehr wählbar", sagte er am Samstag. Auch der Kärntner FPK-Stiftungsrat Siggi Neuschitzer sieht eine "schiefe Optik".

Für Medwenitsch, der in den vergangenen Monaten aus seiner ablehnenden Haltung zum ORF-General keinen Hehl gemacht hat, ist damit das Fass offenbar endgültig übergelaufen: "Die glaubwürdige Unabhängigkeit, die er in seiner Bewerbung verspricht - nichts als leere Worte. Tatsächlich hängt er offenbar noch mehr am Gängelband der SPÖ als angenommen", erklärte er.

Neuschitzer, der sich zuletzt eher auf die Seite von Wrabetz gestellt hatte, wollte die Vorgänge nicht im Detail beurteilen, attestiert Wrabetz und Pelinka aber, dass "die Optik nicht allzu gut ist, wenn sich die beiden vor Sendungen abstimmen. Wenn das stimmt, müsste man beide Herren einmal an den Ohren nehmen".

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