Renaturierung Gurgl

Die Natur darf wieder sie selbst sein

Tirol
12.08.2022 19:00

2020 wurde der Gurglbach zwischen Tarrenz und Nassereith vom Land Tirol auf einer Strecke von 1,1 Kilometer revitalisiert - Projektkosten 2,5 Mio. Euro. Wer allerdings hofft, die Welt ist auf diesem Abschnitt in zwei Jahren eine völlig andere geworden, der braucht noch etwas Geduld. 

Es mutet an wie ein Schildbürgerstreich, doch angesichts der Zeitspanne dazwischen sei Amnestie gewährt. Vor rund 120 Jahren wurde der mäandernde, in Richtung Imst fließende Gurglbach in ein gerades Bett gezwängt. Vor zwei Jahren gab die Naturschutzabteilung des Landes einem 1,1 Kilometer langen Abschnitt die Freiheit wieder zurück. Renaturierung oder Revitalisierung heißt die späte Wiedergutmachung früherer Umweltsünden. Die Schautafel, die das Projekt beschreibt, steht immer noch und so mancher interessierte Passant schaut suchend herum. 2,5 Millionen Euro hat das Projekt gekostet und was hat es nun gebracht? Die „Krone“ gab die Frage vor Ort weiter an Walter Michaeler von der Umweltschutzabteilung, dem biologischen Projektleiter.

„Rückkehr des Edelkrebs wäre ein Highlight“
„Das Ziel ist klar definiert“, sagt der Biologe, „neuer Lebensraum für Pflanzen und Tiere und ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung zu schaffen.“ Die Natur habe im Gegensatz zum Menschen Zeit, eine erste Evaluierung sei erst in drei Jahren geplant. „Erst bilden sich neue Habitate. Wir haben hier tiefes Fließwasser, flach überströmendes Wasser, Schotterinseln und stehende Gewässer“, zeigt Michaeler auf einen Tümpel, „ich rechne damit, dass etwa die seltene Gelbbauchunke zurückkehrt.“ Ein konkretes Ergebnis habe er letztes Jahr bereits beobachtet: den Flussuferläufer. Auch die Äsche werde wieder kommen. Entlang des Ufers habe sich die typische Vegetation mit Purpurweide, Grauerle, Blutweiderich und Rohrkolben bereits ausgebreitet. Ein Highlight für einen Biologen wäre die Rückkehr des Edelkrebses. Hierzu gäbe es aktuell ein Nachzüchtungsprojekt der Uni Innsbruck.

„INNsieme - Grenzüberschreitendes Riesenprojekt 
Apropos: Die ist federführend beim grenzüberschreitenden Projekt „INNsieme“. Ein Netzwerk von Kraftwerksbetreibern, Wissenschaft und Verwaltung entwickelte ein Gesamtkonzept für die Bewahrung und Wiederherstellung der Artenvielfalt am Inn auf seiner gesamten Länge mit rund 350 konkreten Maßnahmen. Uferrückbauten, Renaturierungen, Schutzmaßnahmen für seltene Arten, Wiederansiedlungsprojekte sollten dafür sorgen, dass sich der größte Fluss der Alpen seiner früheren Identität wieder nähert.

Denn nur mehr acht Prozent können als „naturnah“ bezeichnet werden. Also: Äsche, Flussuferläufer oder die Deutsche Tamariske können wieder Hoffnung schöpfen!

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