Sonntagsöffnungen

„Ist ein Angriff auf die Interessen der Mehrheit“

Vorarlberg
10.08.2022 12:25

ÖGB-Landeschef Reinhard Stemmer verwehrt sich vehement gegen Sonntagsöffnungen.

Die Vorarlberger Neos haben in der vergangenen Wochen einen Landtagsantrag eingebracht, mittels welchem flexiblere Ladenöffnungszeiten erlaubt werden sollen. Das schließt Öffnungen am Sonntag mit ein, jede Gemeinde müsse das Recht haben, selbst darüber zu entscheiden. Die Reaktionen auf diesen Vorstoß fallen allerdings sehr verhalten auf.

So ließ sich etwa die ÖVP-Landtagsabgeordnete und ÖAAB-Obfrau Veronika Marte in einer ersten Stellungnahme mit dem Satz zitieren: „Sonntag ist der Familientag und so soll es auch bleiben.“ Wenngleich eine Mehrheit im Landtag für den Neos-Antrag so wahrscheinlich wie eine Eiszeit im Sommer ist, gräbt auch der ÖGB-Landesvorsitzende Reinhard Stemmer schon einmal vorsorglich das Kriegsbeil aus: „Das ist ein Generalangriff auf die Handelsbeschäftigten und widerspricht klar den Interessen der Mehrheitsbevölkerung“, wettert er.

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Sonntagsverkäufe verschieben den Umsatz nur von den Werktagen auf den Sonntag. Schon jetzt können Geschäfte bis 21 Uhr offenhalten. Wie lange sollen die Arbeitszeiten denn noch ausgeweitet werden?

Reinhard Stemmer

Die bestehenden Regelungen seien absolut ausreichend. „Sonntagsarbeit auf dem Rücken der Beschäftigten im Handel wird es mit uns nicht geben“, stellt Stemmer unmissverständlich klar, um dann gleich mit einer ganzen Litanei an Nachteilen aufzufahren: Ein geregeltes Familienleben, Erholung und Freizeit würden verunmöglicht, vor allem Alleinerziehende würde eine Sonntagsöffnung vor „schier unlösbaren Herausforderungen“ stellen.

Und nicht zuletzt kämen das Vereinsleben und das ehrenamtliche Engagement zum Erliegen. Den Neos wirft er vor, die Grundrechnungsarten nicht zu beherrschen: „Nur, weil länger geöffnet ist, können die Menschen nicht mehr Geld ausgeben.“ Profitieren würden außerdem nur die Großkonzerne, nicht aber die kleineren und mittleren Betriebe: „Den 100-prozentigen Zuschlag für Sonntagsarbeit können sich die Kleinen auf Dauer gar nicht leisten.“ In diesem Zusammenhang nimmt Stemmer ganz dezidiert den Vorarlberger Neos-Nationalratsabgeordneten Gerald Loacker, seines Zeichens ein glühender Verfechter flexiblerer Öffnungszeiten, ins Visier: „Gerald Loacker erweist sich wieder einmal als Steigbügelhalter der Großkonzerne und blitzt mit blinder Markthörigkeit und sozialer Kälte auf.“ 

Höhere Steuern für Amazon und Co.
Einen Befund teilt der Gewerkschaftsboss aber mit den Pinken - nämlich dass der stationäre Einzelhandel im Wettbewerb mit den internationalen Online-Riesen gestärkt werden muss. Seine Rezeptur widerspricht aber jener der Neos diametral: Stemmer plädiert für eine „faire“, also deutlich höhere Besteuerung von Amazon und Co. - nur so ließen sich auf lange Sicht die strukturellen Wettbewerbsnachteile der lokalen Händler beheben.

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