Thaksins Schwester

Thailand hat erstmals Frau an Regierungsspitze

Ausland
05.08.2011 07:51
Thailands Parlament hat am Freitag Yingluck Shinawatra zur ersten Regierungschefin des Landes gewählt. Die 44-jährige Schwester des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra erhielt die Unterstützung von 296 der 500 Abgeordneten und tritt ihr Amt offiziell an, sobald der König seine Zustimmung gibt, möglicherweise noch im Laufe des Freitags.

Yingluck war bei der Wahl vor einem Monat als Spitzenkandidatin für die Pheu-Thai-Partei angetreten und hatte dabei die absolute Mehrheit erzielt. Dennoch schmiedete sie eine Koalition mit mehreren kleineren Parteien und verfügt jetzt über 300 der 500 Stimmen im Parlament.

Die Pheu Thai-Partei hat umfassende Veränderungen angekündigt, darunter die Anhebung des Mindestlohns auf 300 Baht (7,07 Euro) am Tag, Stützungsmaßnahmen für Bauern und massive Infrastrukturinvestitionen.

Demokraten abgeschlagen auf Platz zwei
Yingluck folgt nach der formellen Bestätigung durch den König auf den bisherigen Regierungschef Abhisit Vejjajiva, dessen Demokratische Partei bei den Parlamentswahlen abgeschlagen auf Platz zwei landete. Dessen Partei hatte nach der Wahl vergeblich versucht, die gerichtliche Auflösung der Pheu Thai zu erreichen.

Pheu Thai ist bereits die zweite Nachfolgepartei der einstigen Regierungspartei Thai Rak Thai von Thaksin. Diese sowie eine erste Nachfolgepartei, die Volksmacht-Partei PPP, waren verboten worden. Thaksin flüchtete knapp zwei Jahre nach dem Sturz vor einer zweijährigen Gefängnisstrafe wegen Amtsmissbrauchs ins Exil.

Bruder gilt als De-facto-Regierungschef
Thaksin lebt als entmachtetes Idol der armen Landbevölkerung in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, gilt als De-facto-Chef der Partei und ist nach Angaben von Mitgliedern an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt. Yingluck wird von ihren Gegnern als "Klon" ihres Bruders bezeichnet.

Kurz nach der Wahl hatte sie die Versöhnung im Land zur Priorität ihrer künftigen Regierung erklärt. Sie sagte, die Untersuchungen der blutigen Unruhen im Vorjahr müssten "schnell und klar" durchgeführt werden, um thailändische und ausländische Investoren zufriedenzustellen. Hauptziel ihrer Politik sei die Überwindung der Spaltung des Landes.

Bei den Protesten der sogenannten Rothemden gegen den bisherigen Regierungschef Abhisit im Frühjahr 2010 waren mehr als 90 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch ausländische Medienvertreter. Die meisten Familien der Opfer warten noch immer auf Angaben der Behörden zu den Umständen der Todesfälle. Soldaten hatten damals auf die meist unbewaffneten Rothemden geschossen, die das Zentrum von Bangkok zwei Monate besetzt hielten.

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