"Die Dämme brechen"

Internationale Aktienmärkte im freien Fall

Ausland
05.08.2011 09:44
Der Ausverkauf an den Aktienmärkten nimmt dramatische Züge an. Die am Donnerstag in Europa und den USA begonnene weltweite Talfahrt setzte sich auch am Freitagvormittag fort. Nach den Börsen in Fernost stürzten auch die Leitbörsen Europas erneut ab. Die Politik versucht nun, dem Abwärtstrend entgegenzuwirken. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kündigte eine Telefonkonferenz mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Lage an den Finanzmärkten an.

Händler sprachen am Freitag bereits vor der Eröffnung der Märkte von Panikverkäufen. Unter den Investoren machten sich die Angst vor einer Rezession in den USA sowie vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in Europa breit, hieß es.

Bereits am Donnerstagabend fand vor diesem Hintergrund ein Ausverkauf an der Wall Street statt. So stürzte der Dow Jones um mehr als vier Prozent ab, der Nasdaq sackte sogar knapp über fünf Prozent ab. Der europäische EuroStoxx 50 sank um 3,28 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. "Jetzt brechen die letzten Dämme", kommentierten Börsianer.

Tiefroter Start am Freitag
Die Talfahrt ging am Freitag an den asiatischen Börsen weiter: Der Nikkei-225 verlor 3,7 Prozent. Hongkongs Hang-Seng-Index büßte 4,3 Prozent ein. Auch an der wichtigsten australischen Börse war mit knapp vier Prozent ein deutliches Minus zu verzeichnen.

Die Wiener Börse startete ebenfalls tiefrot in den Tag. Der ATX rasselte bis 9.15 Uhr um 5,73 Prozent auf 2.204,14 Punkte ins Minus. Der DAX in Frankfurt notierte währenddessen um 3,47 Prozent tiefer bei 6.193,23 Einheiten. "Da fehlen mir die Worte", kommentierte ein Marktteilnehmer die derzeitige Situation an der Wiener Börse. Es herrsche "große Angst", dass das Wirtschaftswachstum unter den Schuldenlasten in den USA und Europa völlig zum Erliegen kommt. "Die Anleger flüchten aus risikoreichen Anlagen."

Auch die Mailänder Börse rutschte weiter ab: Nachdem der Aktienindex FTSE MIB am Donnerstag mit einem Rückgang von fünf Prozent geschlossen hatte, wurde am Freitag zu Handelsbeginn ein Minus von vier Prozent verzeichnet. Vor allem die Aktien italienischer Banken gerieten stark unter Beschuss. Intesa-San-Paolo-Papiere sanken um 6,1 Prozent.

Als erste politische Reaktion kündigte deshalb Frankreichs Staatschef Sarkozy eine Telefonkonferenz für Freitag an, an der neben der deutschen Kanzlerin Merkel auch der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero teilnehmen wird, teilte Sarkozys Büro am Donnerstagabend mit. Frankreichs Präsident hatte zuvor mit EZB-Chef Jean-Claude Trichet gesprochen.

EZB kauft wieder Staatsanleihen auf
Unterdessen gab die Europäische Zentralbank bekannt, im Kampf gegen die europäische Schulden-Epidemie doch wieder Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen. Die Entscheidung sei mit großer Mehrheit, aber nicht einstimmig gefallen, sagte EZB-Präsident Trichet. Die EZB hatte den Aufkauf von Staatsanleihen vor mehreren Monaten unterbrochen. Den Leitzins beließ die EZB wie erwartet bei 1,5 Prozent.

Der Entschluss fiel, nachdem die Schuldenländer Spanien und vor allem Italien in den Fokus geraten waren. Die Länder mussten in den vergangenen Tagen dramatisch hohe Risikoaufschläge für ihre Staatsanleihen zahlen. Die Zentralbank hatte in der Vergangenheit bereits massenhaft griechische, irische und portugiesische Staatspapiere gekauft. Die Notenbank sitzt bereits auf Staatsanleihen im Gesamtwert von 74 Milliarden Euro.

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