Eine Tote klagt an

Abschiedsbriefe: Letzte Abrechnung der Impf-Ärztin

Oberösterreich
31.07.2022 07:00

Eine Tote klagt an: Die oberösterreichische Impf-Ärztin hinterlässt drei Abschiedsbriefe - es wurde viel geredet, aber keiner hat etwas getan ...

Drei Seiten ist das – so wie die anderen beiden Abschiedsbriefe am Computer getippte – Schreiben an die Landespolizeidirektion Oberösterreich lang. Der letzte Weg der tot in ihrer geschlossenen Praxis gefundenen Impf-Ärztin aus Oberösterreich war also gründlich geplant. Schon der Anfang ist Gänsehaut: „Kein Stress, Sie werden mich wohl nicht mehr lebend finden. Es ist 02:30. Ich habe mich in den Panikraum (Anm. d. Redaktion beim Praxisumbau um 100.000 Euro aus Angst vor Impfgegner-Attacken eingerichtet) zurückgezogen und werde mich umbringen. Ich kann nicht mehr ...“

Harte Abrechnung
Weiters prangert die mit Morddrohungen von Corona-Leugnern konfrontierte Medizinerin und Verfechterin der Covid-Impfung an, „dass sehr viel geredet wurde, aber keiner etwas getan hat“. Positiv im Abschiedsbrief erwähnt Dr. Lisa-Maria Kellermayr Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober, Staatsschutz-Direktor Omar Haijawi-Pirchner (seine Behörde übernahm die Ermittlungen) und die bekannte Psychologin Adelheid Kastner. So wie der Anfang ist auch das Ende der Abrechnung dramatisch. Neben Handy- und Kontonummern noch diese Wörter: „Ich verwünsche die Landespolizeidirektion Oberösterreich!“

Auch der Brief an die Ärztekammer liest sich wie die Anklage einer Toten. Es habe keine Hilfe gegeben, sie fühle sich im Stich gelassen. In den Zeilen an ihre Mitarbeiterin bedankt sich Kellermayr und entschuldigt sich quasi für den Suizid.

Grenzen des Rechtsstaates: Bedroher bekannt - aber kaum Handhabe
Die Schuldfrage im Fall Kellermayr ist für viele rasch geklärt bzw. liegt bei den Behörden. Die Impf-Ärztin sei in den Tod getrieben worden. Doch die Antworten sind vielschichtiger und nicht so einfach. Der Rechtsstaat gelangte hier an seine Grenzen.

Chronologie

  • Am 22. November zeigt Dr. Kellermayr ein Drohschreiben auf der Polizeiinspektion Schörfling an.
  • Am 23. November gibt der IT-Ermittler der LPD OÖ bekannt, dass die Spur der Internetadresse ins Darknet führt, eine Verfolgung rechtlich nicht möglich sei.
  • Ab 30. November wird die Praxis einmal täglich von der Polizei bestreift.
  • Im April dieses Jahres wird endlich ein Verdächtiger ausgeforscht. Ein Deutscher aus dem benachbarten Stamberg. Es erfolgt die Einvernahme durch dortige Ermittler - Aussage verweigert. Das Verfahren wird darauf von der Staatsanwaltschaft Wels eingestellt, da keine inländische Gerichtsbarkeit vorliege.
  • Am 3. Mai die nächste Drohung. Ein Mail-Schreiber kündigt an, die Ordination der Ärztin „mit dem Blut der Angestellten auszumalen“. Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) übernimmt Auslandsermittlungen, die bis nach Großbritannien führen.
  • Am 27. Juni schließt die Impfmedizinerin ihre Ordination.
  • Am 29. Juli wird die Ärztin tot in ihrer Praxis gefunden.

Mit ihren inneren Dämonen schon länger gekämpft
Mit ihren inneren Dämonen kämpfte die Landärztin aus Seewalchen am Attersee freilich schon länger. Bereits vor zwei Wochen wollte sie durch eine Infusion sterben, wurde aber gerettet. Der Amtsarzt sah offenbar keine Gefahr im Verzug und ließ sie nicht zur Behandlung in die Psychiatrie einweisen - der letzte Behörden-Fehler in einer langen Reihe ...

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

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