Energie-Geschichte(n)

Als ein Welser Gärtner plötzlich Erdgas anbohrte

Oberösterreich
18.06.2022 13:00

Seit 130 Jahren wird in Oberösterreich erfolgreich nach Erdgas gebohrt. Der (Gottseidank bloß sprichwörtliche) Funke sprang von Wels, wo ursprünglich ein Gärtner fündig wurde, auf viele Gemeinden im Bundesland über. In Bad Schallerbach wurde im Jahre 1918 dabei die Thermalquelle entdeckt... Eine History aus Oberösterreichs Geschichte von Max Stöger.


Wels, zu Kaisers Zeiten im Sommer 1892: Der Gärtner Josef Ammer ist auf seinem Grundstück in der Nähe des Bahnhofes dabei, sich einen artesischen Brunnen zu bauen. Doch plötzlich strömt aus 350 Metern Bohrtiefe aus einer Rohrmündung statt des ersehnten Wassers eine armdicke, weißlich-gelbe und eineinhalb Meter hohe Flamme: Naturgas!

Naturgas statt Wasser und eine Stadt im „Goldrausch“
300 Kubikmeter Gas täglich kamen aus dem Boden – für den Gärtner ein Geschenk des Himmels, das in Wels eine Euphorie auslöste, die an die Zeit des Goldrausches im einstigen Wilden Westen Amerikas erinnerte. Mit großen Erwartungen wurde in Wels vor allem im Neustadt-Viertel schweißtreibend im Handbetrieb gebohrt. Erfolgreich, denn in der schwierigen Zeit während des Ersten Weltkrieges waren rund 150 „Gasbrunnen“ in Betrieb.

Neuer Wirtschaftsstandort mit Plakatwerbung
„Der Gasrayon liegt gleich rechts der Bahn, wenn man von Linz kommt. Alsbald kommt man dann auf den Grünbachplatz, jedes der dortigen Häuser besitzt einen Gasometer“, ist in einer zeitgenössischen Beschreibung von anno dazumal zu lesen. Die Stadt Wels sah in den Erdgasvorkommen eine Chance, sich als attraktiver Wirtschaftsstandort zu etablieren und warb für sich mit Plakaten mit der Aufschrift „Wels in Ober-Oesterreich Erdgasterrain“.

Kleinere und größere Gasbrunnen allerorts
Die Ergiebigkeit der Gasbrunnen war sehr unterschiedlich, einige deckten kaum den Bedarf eines Haushaltes ab, andere wiederum lieferten bis zu 4000 Kubikmeter Gas pro Tag. Die erste Tiefbohrung endete 1903 dann allerdings enttäuschend, in 1048 Metern Tiefe fanden sich im Granitgneis nicht die erhofften Erdölfelder. 140.000 Kronen verschlang die Bohrung - außer Spesen leider nichts gewesen.

Durch Zufall fand sich ein anderer „Schatz“
Gebohrt wurde in Folge viel, etwa in Bad Hall, Enns, Linz-Ebelsberg – und 1918 auch in Schallerbach, wo man allerdings nicht auf Gas stieß, sondern eine 37 Grad heiße Schwefel-Thermalquelle des heutigen Eurothermen-Resorts anbohrte.

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